: Bahn preist sich an
Neues Tarifsystem der Bahn belohnt Fernfahrer und Frühbucher. Kurzstrecken teurer. Für Ehepartner ist die Bahncard künftig kostenlos
BERLIN taz ■ Das neue Tarifsystem der Bahn ist gestern vom Aufsichtsrat bestätigt worden, nachdem es am Dienstag bereits vom Vorstand abgesegnet wurde. Nun ist die Preisreform zumindest für den Fernverkehr beschlossene Sache. Bestimmten Neuerungen im Nahverkehr müssen allerdings noch die Bundesländer zustimmen.
Mit dem neuen Tarifsystem werden sich drei wesentliche Punkte ändern. Erstens: Der Grundpreis pro Kilometer wird degressiv berechnet, das heißt: Je länger die Strecke, desto billiger wird der zurückgelegte Kilometer. Außerdem wird in den Kilometerpreis einberechnet, ob der Zug ein Interregio, ein Intercity oder ein ICE ist, mit welcher Durchschnittsgeschwindikgeit er fährt und welche Alternativen es auf der Strecke zur Deutschen Bahn gibt – etwa andere Bahnbetreiber oder das Flugzeug. Auf Strecken unter etwa 100 Kilometern soll der degressive Kilometerpreis nicht gelten, dort bleibt der Preis pro Kilometer unabhängig von der Strecke konstant. Wie genau die Degression berechnet werden soll, ist der Bahn offenbar selbst noch nicht ganz klar. Heute will sich Bahnchef Hartmut Mehdorn dazu äußern.
Zweitens: Die Bahncard soll nach diversen unbestätigten Presseinformationen nur noch zwischen 60 Euro (115,35 Mark) und 76 Euro (150 Mark) kosten statt wie bisher 270 Mark. Dafür wird sie aber nur 25 statt wie bisher 50 Prozent Rabatt bieten. Auf langen Strecken wird wegen des degressiven Kilometerpreises Bahnfahren mit der „Bahncard 25“ billiger als heute, auf kürzeren Strecken hingegen teurer.
Drittens: Für Frühbucher wird es Rabatte geben. Wer zwei Wochen im voraus bucht, zahlt 60 Prozent weniger. Wer eine Woche im Voraus bucht, zahlt 30 bis 40 Prozent, vier Tage vorher 10 bis 25 Prozent und einen Tag vorher 10 Prozent weniger. Die Rabatte gelten allerdings nur auf Strecken von mehr als etwa 130 Kilometern.
Neu ist außerdem, dass Mitreisende grundsätzlich zum halben Preis mitfahren dürfen. Ehepartner und Kinder bis 12 Jahre werden die Bahncard gratis erhalten. Bahn-Aufsichtsratsmitglied Albert Schmidt meint deshalb: „Für Familien wird es sensationelle Preismöglichkeiten geben.“ Beruhigend für Bahnfahrer: Das Personal am Schalter solle „entsprechend geschult“ werden, so Schmidt.
KATHARINA KOUFEN
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