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Der kulturelle Ausnahmezustand

Zum dritten Mal startet heute das Kulturfest „48 Stunden Neukölln“. Bis Sonntagabend beleben 500 KünstlerInnen mit Straßenfesten, Aufführungen, Performances und Ausstellungen den als Problembezirk verschrieenen Kiez

Heiße Socken, harte Steine – weiche Formen, Strick und Filz. Neukölln in Metaphern? Es ist das Angebot des Frauentreffpunkts Schmiede für das von heute Abend 19 Uhr bis Sonntag zum dritten Mal stattfindende Kulturfest „48 Stunden Neukölln“. Für den als Problembezirk gebrandtmarkten Bezirk bedeutet das 48 Stunden kulturellen Ausnahmezustands. Kein Stoff also für eine neuerliche Spiegel-Reportage über den alltäglichen Horror in Neuköllns Straßen.

Was aber dann? Ein „blind date“? So nennt sich zumindest die zwischenmenschliche Performance von Lole Gessler in den Räumen des ehemaligen Bewag-E-Werks in der Neuköllner Richardstraße 20. Dort stehen für den wagemutigen Besucher dann 12 Künstler für das besagte Treffen zur Verfügung. Der Besucher, dessen Rolle die des Akteurs, Voyeurs, Regisseurs oder Zuschauers sein kann, zieht seinen Künstler per Los. Ein wenig Neukölln zeigt sich bereits, wenn auch noch verschwommen.

So richtig auf den Kiez und seine spezielle Kultur kann man dann endlich auf dem Richardplatz kommen. Dort ist morgen und Sonntag das zwanzigste Straßenfest „Kiez International“ geplant. Die Organisatoren, der Interkulturelle Arbeitskreis der Evangelischen Kirche Neukölln und das Kulturamt Neukölln, sehen den Platz schon jetzt für zwei Tage in multikulturelle Eintracht gehüllt. Unter dem Motto „Kiez International“ feiert schon ab heute Abend auch das Festival „Bewegte Welten“. Das Festival der traditionellen Tanzkulturen der „Werkstatt der Kulturen“, Wissmannstraße 32, findet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt.

48 Stunden, das sind 500 Künstlerinnen und Künstler an 50 Spielstätten von Britz über Gropiusstadt und Rixdorf bis hin zum Hermannplatz. 48 Stunden das schönere Neukölln. Michael Bause, bildender Künstler im Programm des E-Werks beschreibt sein Werk so: „Ich werde die an den Wänden des Raumes nach der Räumung sichtbar gewordene Löcher mit farbigem Material wieder füllen und so ein Bild ‚malen‘, das abstrakt und konkret direkten Bezug auf die Benutzer und ihre Spuren nimmt. Der gesamte Raum wird zum Bild.“ Also doch: Neukölln als Metapher. DUNJA ALFERMANN

Infos: www.kulturnetzwerk.de

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