: Es muss das Richtige getan werden
betr.: „Rot-Grün einig bei Krebsvorsorge“, taz vom 29. 6. 01
Es muss das Richtige getan werden, um Erkrankungs- und Todesraten durch Brustkrebs zu senken. Angst erzeugende Diskussionen um ein angeblich enorm ansteigendes Brustkrebsrisiko und das panische Agieren von politischen Akteuren helfen keiner Frau. Es nutzt aber Interessensgruppen, die enorme Geldsummen für fragwürdige Reihenuntersuchungen an gesunden Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren bewegen wollen.
In der Kurzmeldung sind die Zahlen über die Senkung der Sterblichkeitsrate von Frauen mit Brustkrebs falsch. Sie vergleichen irrtümlich zwei verschiedene Bevölkerungsgruppen miteinander. Richtig ist: Laut Meldestatistik sterben jährlich 17.000 Frauen an Brustkrebs. Falsch ist, dass 3.500 Todesfälle jährlich durch Screening-Projekte verhindert werden könnten. Unterstellt, dass das Mammascreening die Mortalitätsrate um 20 bis 30 Prozent senkt (das genau ist strittig), kann sich diese Senkung nur auf die im Screening-Projekt untersuchte Gruppe der 50- bis 70-jährigen Frauen beziehen. 20 bis 30 Prozent reduzierte Sterblichkeit dieser Gruppe ist aber ein viel geringerer Anteil als die genannten 3.500 vermiedenen Todesfälle, die sich auf die Sterblichkeitsrate aller Frauen bezieht. Damit ist der Nutzen von Mammographie-Screenings erheblich geringer, als von Befürwortern immer wieder behauptet wird.
Außerdem: In Ihrer Textüberschrift benutzen Sie den Begriff „Krebsvorsorge“ falsch. Bei den dargestellten Mammographieuntersuchungen handelt es sich um Früherkennung. Krebsvorsorge kann nur geschehen durch Ursachenforschung und Ursachenreduktion. Warum wird nicht – um Erkrankungs- und Todesraten durch Brustkrebs zu senken – sofort und überall in Deutschland die Regelversorgung für Frauen aller Altersgruppen mit Brustbeschwerden verbessert? Dazu gehört die angeleitete Selbstuntersuchung, Tastbefunde durch Fachpersonal, Ultraschalluntersuchungen sowie die Familienanamnese, selbstverständlich auch die optimale Ausbildung von RadiologInnen/GynäkologInnen sowie die Qualität und sachgerechte Wartung von technischen Geräten. ULRIKE HAUFFE,
Landesbeauftragte für Frauen, Bremen
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