: interview
„Gentech keine Lösung“
taz: Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen fordern den Einsatz genmanipulierter Lebensmittel zur Bekämfung des Hungers in der Welt. Bleiben Sie bei Ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Gentechnologie?
Stefan Ofteringer: Selbstverständlich. Man sollte sich anderen Lösungen zuwenden. Der Zugang zu produktiven Ressourcen wie etwa Land oder Wasser, insbesondere für die hungernde Bevölkerung auf dem Lande, ist ein viel gravierenderes Problem. Agrarreformen sind bessere Mittel, den Hunger zu bekämpfen, als Gentechnologie.
Wäre Gentechnologie gerechtfertigt, wenn die Konzerne zum Beispiel in Reissorten investierten, die in vielen Entwicklungsländern angebaut werden können?
Nein, denn es kommt darauf an, wer über die Ergebnisse der Forschung verfügt und wer Zugang dazu hat. Werden den Menschen die Verfügungsrechte über ihr Saatgut entzogen, dann haben sie keine Entwicklungsmöglichkeiten. Es geht doch schließlich darum: Wer forscht für wen? Die Gentechnikkonzerne forschen doch nur für ihren eigenen Profit und nicht im Sinne der Überwindung des Hungers der armen Bevölkerung.
Die Ackerbaufläche geht weltweit zurück. Muss man das nicht mit ertragreicheren genveränderten Pflanzen kompensieren?
Nein, es ist genug Ackerbaufläche vorhanden, um mehr als ausreichend Nahrung zu produzieren. Das ist zum Beispiel auch die Meinung der UN-Organisation FAO. Die Landbevölkerung verfügt allerdings nicht darüber, sondern wenige Großgrundbesitzer, die die Flächen oft brachliegen lassen. Eine Agrarreform ist daher unabdingbar.
INTERVIEW: NORBERT PAGEL
Stefan Ofteringer ist Sprecher bei FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk)
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