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Ungeniert und genial

■ Der brasilianische Poppunker Chico Cesar begeistert die Menge auf dem Oldenburger Schlossplatz

Schmusiger Bossa umschmeichelt die Ohren, die Sonne blinzelt durch dicke Regenwolken und am Cocktailstand schlürft man lecker Caipirinha. Latinfeeling in Oldenburg.

Dabei sieht der Typ auf der Bühne so gar nicht aus wie ein Copacabana-Star, sondern wie n Punk: Chico César war lange das enfant terrible der brasilianischen Popmusik, jetzt ist er ihr gefeierter Star. Krauser Irokesenschnitt, Nasenring, abgefahrene Brille, Müllmanndress und eine Gitarre, die aussieht, als wäre sie von Straßenkindern aus Fahrradschläuchen zusammengebastelt worden.

Diese revolutionäre Attitüde ist auch musikalisches Programm. César stammt aus Paraíba, das Armenhaus Brasiliens im Nordosten dieses riesigen Landes. Aus diesen Wurzeln speist sich seine Musik. Und somit klingen die ersten Stücke des Sets auch irgendwie nach Folklore; schlicht, gefällig, verspielt tanzen die hellen Querflötenklänge auf den leicht melancholischen Melodielinien des Akkordeons. Doch dann kommt auch noch ein treibender, funkiger Bass in–s Spiel, das Piano setzt zur Jazzlinie an, traditioneller Baiao und Chorinho treffen Herbie Hancock, Hip-Hop und Reggae.

Ungeniert und genial mischt Chico César all die Früchte afrikanischer Musik zu einem aufregenden Cocktail, der jedoch meilenweit entfernt ist von dem Brei, der landläufig bei westlichem Fusion entsteht: spritzig, oder komplex und jazzig-bluesig – im Stil der 70er-Rockelegien. Dann wieder erklingen einfühlsame poetische Balladen und bei „Mama Afrika“ – seinem Straßenfegerhit – brodelt schließlich der Platz. mig

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