: Olympische Spiele in Peking
Internationales Olympisches Komitee vergibt Sommerspiele 2008 an Peking. Zuschlag schon im zweiten Wahlgang. Alle anderen Konkurrenten weit abgeschlagen. Jubelszenen in Chinas Hauptstadt
PEKING taz ■ Eigentlich sind die Pekinger an so einem heißen Sommerabend ohnehin auf der Straße: beim Essen auf Plastikhockern oder beim chinesischen Schachspiel unter Akazien. Doch gestern Abend um 22.15 Ortzeit dachte kein Pekinger mehr an Essen oder Spielen. Ein Aufschrei ging durch die Stadt, Wildfremde lagen sich in den Armen, Chinaböller krachten, als in Moskau bekannt gegeben wurde, dass die Olympischen Spiele des Jahres 2008 in Peking stattfinden.
Schneller und deutlicher als erwartet fiel die Entscheidung: Bei der Abstimming des Internationalen Olympischen Komitees in Moskau über die Vergabe der Spiele erhielt Peking mehr Stimmen als alle anderen Bewerber zusammen. 56 IOC-Mitglieder stimmten für Peking, 22 für Toronto, 18 für Paris und 9 für Istanbul. Osaka war schon im ersten Wahlgang mit 6 Stimmen ausgeschieden.
Mit der IOC-Entscheidung für Peking gewann die Kommunistische Partei Chinas ein riskantes Spiel: Denn schon einmal, im Jahr 1993, hatte sich die chinesische Hauptstadt mit großer propagandistischer Anstrengung für die Austragung der Olympiade des Jahres 2000 beworben – und war am Ende mit zwei Stimmen Differenz gegen Sydney unterlegen. Damals machte die chinesische Führung im Nachhinein den Westen aufgrund seiner Menschenrechtskritik an China für die eigene Niederlage verantwortlich. Ein zweites Mal sollte das nicht passieren.
Umso professioneller zeigte sich diesmal das chinesische Bewerbungsteam – geführt von einer westlichen PR-Firma. Es verstand parteipolitische oder auch nur patriotische Parolen für die Olympiabewerbung sorgfältig zu meiden. Alles sollte sich nach außen nur um den Sport drehen. Pekinger Umweltprobleme wurden bewusst nicht kleingeredet. Kommunistische Spitzenpolitiker hielten keine Olympiareden, welche die Chinesen von nun ab vermutlich täglich hören werden. Doch egal wie die Partei ihren Erfolg ausbeuten wird – mit ihr freute sich gestern ganz China. Dem Land geben die Spiele Ehre und Nationalstolz zurück, die in den Wirren des 20. Jahrhunderts verloren gegangen waren. Und die berühmte chinesische Fernsehmoderatorin Yang Lan, die in den letzten Monaten als Olympiabotschafterin durch die Welt gezogen war, ließ an dem politischen Nutzen der Pekinger Olympiade keinen Zweifel: „Wird sich nun die Menschenrechtssituation in China verbessern oder nicht?“, fragte sie ihr Publikum. Yangs Antwort lautete: Ja. GEORG BLUME
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