: Ab ins Körbchen
Tiefststände an den Börsen – Zeit für Aktienzertifikate in „Grün“? Baskets aus Technologiewerten bieten eine kostengünstige Alternative zu Fonds. Auch zur Risikostreuung sind sie geeignet
Zum Ausklang der „Boomjahre“ an den Börsen gehören Aktienzertifikate – „Baskets“, wie sie auch genannt werden – zu den wenigen Anlageprodukten, deren Markt wächst. Zertifikate bieten gegenüber Fonds den Vorteil der geringeren Nebenkosten. Gegenüber Aktien bieten Zertifikate genauso wie Fonds den Vorteil der Risikostreuung.
Auch im ökologischen Kapitalmarkt können Investoren zunehmend in Zertifikate investieren. Im Jahr 2000 flossen der Kapitalmarktstudie „Doppelte Dividende“ zufolge Umweltfonds und Umweltzertifikaten Mittel in Höhe von über einer Milliarde Euro zu. Etwa 400 Millionen Euro davon wurden in „grüne“ Zertifikate investiert. Gerade in Zeiten von Börsentiefs, wo die „Marge“ für den Aktionär enger wird, können sie eine Alternative zu Aktien und Fonds darstellen.
In den grünen Aktienzertifikaten werden eine Reihe besonders aussichtsreicher Aktien zu einem „Korb“ (Basket) zusammengefasst. Die Zusammensetzung kann während der Laufzeit oftmals nicht verändert werden. Manche sind jedoch auch gemanagt: Dann werden Aktien verkauft und neue gekauft.
1999 wurde das erste dieser „grünen“ Zertifikate emittiert, 2000 und 2001 kamen elf weitere dazu. Interessant für Technologiefreunde ist zum Beispiel das „Fuel Cell Basket“-Zertifikat (WKN 935 193), ein Branchenzertifikat der Frankfurter UBS Warburg. Dieser Aktienkorb enthält nur Aktien der Brennstoffzellenindustrie. Die Experten des Investmenthauses UBS Warburg halten sie für einen der nächsten großen Wachstumsmärkte. Das Zertifikat fasst acht Werte zusammen, die auf vielfältige Weise zum Bereich Brennstoffzellentechnologie gehören. Problematisch ist hier die hohe Gewichtung der Aktie von Ballard Power Systems mit 46 Prozent, was den Erfolg des Zertifikates stark abhängig von diesem Wert macht. Das kanadische Unternehmen ist Marktführer in der Herstellung von Brennstoffzellen für Autos, Kraftwerke, Eigenheimversorgung, medizinische Einrichtungen und tragbare elektrische Geräte. Sackt aber der Ballard-Kurs, geht auch der Aktienkorb in die Knie.
Das zweite von der UBS Warburg emittierte Brennstoffzellen-Zertifikat, genannt „Fuel Cell 2 Basket“ (WKN 936 373), kam Mitte April 2000 auf den Markt, zu einem Zeitpunkt, als viele Brennstoffzellenaktien einen Tiefststand erreicht hatten. Von da an ging es rasch aufwärts – bis auf 187,80 Euro Mitte September 2000. „Mit Idacorp Inc. und Minnesota Power haben wir zwei Kraftwerksbetreiber aufgenommen, die im Bereich der Brennstoffzellen-Technologie forschen. Falls sich die Technologie durchsetzt, werden die Unternehmen profitieren, wenn nicht, werden ihre Aktienkurse aber nicht einbrechen“, erklärt Werner Humpert von der UBS Warburg. Er weist darauf hin, dass es noch nicht absehbar ist, wann sich die Brennstoffzellentechnik am Markt durchsetzen wird. Es scheint noch nicht so weit zu sein, denn das Zertifikat steht heute mit etwa 100 Euro wieder da, wo es bei Emittierung stand.
Auf eine einzelne Branche fokussiert ist auch das „Wasser-Zertifikat“ der französischen BNP Paribas (WKN 754 282). Der Korb konzentriert sich neben den weltweit tätigen Wasserkonzernen auf mittelgroße Unternehmen, die in der Filter- und Reinwassertechnik tätig sind. Zudem sind mit Thames Water und United Utilities auch zwei britische Regionalgrößen vertreten – wobei Thames Water seit einigen Monaten zum RWE-Konzern gehört, der sich durch die Übernahme auf Platz drei (nach Vivendi und Suez Lyonnaise) der Anbieter im internationalen Trinkwassermarkt katapultierte. Neben den zwei US-Firmen American Water Works und Millipore sind Unternehmen aus anderen europäischen Ländern im Basket enthalten. Die Werte werden bis zum Ende der Laufzeit am 1. September 2003 nicht ausgetauscht.
Konkurrenz zum Wasser-Zertifikat ist der Aktienkorb „UBS Water Perles“ der UBS Warburg. Die UBS geht davon aus, dass unter anderem auf Grund von steigenden gesetzlichen Anforderungen an die Wasserqualität der Bereich der Wasserversorgung und -aufbereitung in Zukunft stark wachsen wird. Hiervon sollen insbesondere die Unternehmen profitieren, die innovative Technologien für die Wasseraufbereitung entwickeln und vermarkten. Das Zertifikat enthält Aktien der wichtigsten europäischen Unternehmen aus diesem Bereich. Darunter mit der Düsseldorfer Wedeco AG (Wasseraufbereitung), die seit Mitte November 1999 um knapp 300 Prozent zugelegt hat, und der Frankfurter Techem AG (Energie- und Wassermessgeräte) auch zwei deutsche Unternehmen. In die Wedeco AG investiert auch das Wassertechnik-Active-Zertifikat der WestLB, das jüngste der „grünen Zertifikate“. Problematisch für ökologisch orientierte Anleger auch hier: Das Zertifikat investiert ebenfalls in die RWE AG.
Viele der „grünen“ Zertifikate investieren in Unternehmen des Segments erneuerbare Energien. Auch in diesem Bereich bieten Banken Aktienkörbe an. Das New Energy Zertifikat (WKN 558 360) der niederländischen ABN AMRO etwa investiert in 16 Aktien, die alle vom Wandel in der Energiebranche besonders profitieren könnten. Es gliedert sich in die Bereiche Erdgas, Energieeffizienz und neue Energien. Auch das „Future Energy“-Zertifikat (WKN 578 926), wiederum von UBS aufgelegt, soll Investoren die Möglichkeit bieten, sich an Unternehmen des Bereichs neue Energien zu beteiligen. Es enthält insgesamt zwölf Technologieunternehmen aus den Branchen Gas/Wasserstoff (24 Prozent Gewichtung), Energietechnik (33 Prozent) und innovative Energiesysteme (43 Prozent). Auch konventionelle deutsche Banken scheinen einen Trend erkannt zu haben: So hat die Dresdner Bank mit dem Alternative Energy Basket (WKN 575 722) ein Zertifikat emittiert, das auf neue Formen der Energieproduktion setzt.
Neben diesen Umwelt(technologie)zertifikaten gibt es eine Reihe von Aktienkörben, die in besonders nachhaltig wirtschaftende Unternehmen investieren wollen, beispielsweise das „EKK Global Ethic“-Zertifikat der Frankfurter Union Investment (WKN 809 531). Es fasst weltweit 20 der im „Dow Jones Sustainability Group“-Index enthaltenen Werte zusammen. Die Aktienauswahl wird von der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Züricher Beratungsgesellschaft SAM geprüft. Das „Dow Jones Sustainability Group World“-Zertifikat (WKN 825 017) der Bayrischen Hypo- und Vereinsbank, das erste Zertifikat im grünen Bereich, setzt als Indexzertifikat auf weltweit führende Unternehmen, die ein nachhaltiges Management-Konzept verfolgen.
Die Börse spielt zur Zeit verrückt, Analysten halten den Neuen Markt für „unanalysierbar“. Wer allerdings an eine Zukunft der Finanzmärkte glaubt, der fährt mit Aktienzertifikaten eine Alternative zu riskanten oder teuren Anlageprodukten.
CHRISTIAN DOHM/ ECOREPORTER.DE
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