: Konzept gut, Idee geklaut
Rückkehr der verlorenen Kinder: Britische Gratisblätter ziehen vor allem Nichtleser an
Sechstgrößte britische Zeitung zu sein, heißt schon etwas in einem Land, indem gleich fünf Blätter täglich mehr als eine Million Exemplare verkaufen. Vor allem, wenn die Sechstgrößte nichts kostet: Rund 809.000 Exemplare der Gratiszeitung Metro werden täglich an die LeserInnen gebracht, fast 400.000 davon in London.
Nur indirekt hat die britische Metro mit dem schwedischen Original (siehe Beitrag oben) zu tun: Noch bevor die Skandinavier mit ihrem ersten Gratistitel im nordenglischen Newcastle richtig gestartet waren, warf der britische Zeitungskonzern Associated Newspapers eine ganze Reihe von Metro-Kopien auf den Markt – und kaufte nach längeren Auseinandersetzungen den Schweden schließlich die Titelrechte ab.
Associated verlegt neben mehreren Dutzend Regionalblättern die höchst profitable Daily Mail, deren Schwesterzeitung Mail on Sunday und den Evening Standard, Londons einzige lokale Tageszeitung. Investitionen in Millionen-Pfund-Höhe sind für Metro kein Problem, seit dem Start in London im März 1999 kamen Ausgaben in Schottland, Birmingham, Newcastle, und Manchester hinzu, noch dieses Jahr sollen Liverpool, Cardiff und Bristol folgen. Die Aussichten sind gut: Denn laut britischer Marktforschung erreichen die Gratisblätter vor allem Menschen, die sonst gar keine Zeitungen mehr lesen. Die „verlorenen Kinder“ (Metro-Geschäftsführer Mike Anderson) kehren so zurück – und greifen eines Tages vielleicht auch wieder zu den kostenflichtigen Angeboten von Associated Newspapers. STG
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