„Liebe taz...“ Friedenshauptstadt?

Betr.: „Scharpin auf Shopping-Tour“, taz vom 13.7.2001

Es ist leider lange her, dass Bremen als Konversionsstadt bundesweit einen guten Ruf genoss. Damals waren auch von einem gewissen Genossen Scharping und dem Bremer SPDler Volker Kröning noch ganz andere Töne zu hören. Wenn heute Letzterer für die Rüs-tungsindustrie milliardenschwere Aufträge herbeischafft und Scharping für den entsprechenden Absatz sorgt, dann tun beide so, als ob dieses Geschäft mit dem Tod ein Segen für die Hansestadt und ihre Arbeitsplätze wäre. Ein Segen allerdings – für die Profite von STN, EADS, Lürssen und Konsorten! Andere haben das Nachsehen, weil für die Bereiche Kultur, Bildung und soziale Projekte angeblich kein Geld da ist. Es wird für sie immer schwieriger, sich gegen die vorherrschenden Strömungen Gehör zu verschaffen.

Die Kürzungen sind absolut unnötig, weil auf die Prunksanierung der Innenstadt, neue Autostraßen, neue Konsumtempel und vor allem auf den Wahnwitz der Rüstungsproduktion getrost verzichtet werden kann. Ein Beispiel: Für die von EADS produzierten 160 „Tiger“-Kampfhubschrauber im „Wert“ von 4,2 Milliarden Mark könnten viele Schulen saniert oder neu gebaut, sowie ca. 800 Kindergärten errichtet werden. Der frühere Bildungssenator Franke (SPD) sagte einmal unter Beifall hunderter Friedensbewegter, dass die Uni einen Lehrstuhl für Friedensforschung erhalten solle und Bremen die Friedenshauptstadt der Bundesrepublik werden müsse. Zu wenig ist seither geschehen. Rüstung tötet immer, nur eine völlig andere Politik als die jetzige hat wirklich Zukunft! Detlef W. Hoyenheim