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Mediterranes in Fischstäbchen-City

■ Zehn Experten aus Spanien, Frankreich und Guatemala bereichern den Arbeitsalltag am Bremerhavener Technologie-Transfer-Zentrum

Mañana, mañana, ganz viel Siesta und morgens einen carajillo (Kaffee, Brandy, Zucker) an der Bar trinken. Nein, das ist nicht politically correct, aber diese Gedanken könnten rein theoretisch in Germanenhirnen rumspuken, wenn es um spanische Arbeitsethik geht – oder? „Völliger Quatsch“, meint Werner Mlodzianowski. Der Chef des Bremerhavener Technologie-Transfer-Zentrums (TTZ) muss es wissen: Er hat gerade zehn Experten aus Spanien, Frankreich und Guatemala eingestellt.

„Die reden nicht nur mehr, die sind auch lebendiger“, meint Mlodzianowski. Seit Juni ist die Multi-Kulti-Truppe in Bremerhaven, jetzt ist jeder sechste der 62 TTZler Ausländer. Aber es geht nicht nur um mediterranes Betriebsklima in Fischstäbchen-City. Seit Jahren sucht das TTZ händeringend Ingenieure. Aber wer will schon nach Bremerhaven zu einer Firma, die an natürlichen Farbstoffen herumforscht?

„Die meisten werden direkt von der Universität weggekauft“, bedauert Mlodzianowski. Und: „Viele wollen bei Mama bleiben und direkt um die Ecke arbeiten.“ Nachdem auf eine Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen gerade vier Bewerbungen in den kühlen Norden flatterten, versuchte er es in Frankreich, Italien, Portugal und Spanien. Die Resonanz auf die Anzeige im spanischen „El País“ war am größten: 170 Bewerbungen. Auf der iberischen Halbinsel ist der Arbeitsmarkt für Uni-Abgänger viel angespannter als hier. Außerdem sind „unsere 26, die 23 Jahre alt, wenn sie von der Uni kommen“, meint der TTZ-Chef. Nach einer Woche Bewerbungsmarathon in Madrid und Lissabon war die Sache perfekt. Schon jetzt wollen viele Kollegen Spanisch lernen, meint Mlodzianowski: „Das Klima ist top, die finden das absolut super.“

Und die Ausländer? „Naja, es gibt schon einen Riesen-Unterschied zwischen Madrid und Bremerhaven“, meint die Pharmazeutin Sonia vorsichtig. Das Wetter und dass die Busse so pünktlich kommen, „stresst mich schon“, die kurzen Öffnungszeiten der Geschäfte auch. Aber die 30-jährige Doktorin ist hauptsächlich wegen des Jobs gekommen – und hat das auch noch nicht bereut: „In Madrid musste ich trotz Stipendiums nebenbei in einer Apotheke jobben. Hier kann ich das tun, was ich immer wollte: anwendungsnah forschen.“ Außerdem seien die Deutschen nicht so, wie man sich das in Spanien vorstellt. Kampftrinkend, krebsrot, eine Horde Vandalen, die im Sommer über das Land herfällt.

Sonia ist erleichert: „Sie sind überraschend nett.“ Und außerdem gibt es ja auch noch die Kollegen aus Madrid, Murcia, Huelva und Granada. ksc

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