Der letzte herzlose Schnitt

■ Gesundheitsbehörde macht Ernst: CardioClinic soll schließen, obwohl sie günstig ist

Nur eine politische Rolle rückwärts kann die CardioClinic noch retten: Die Gesundheitsbehörde hat der renommierten Herzklinik in Eimsbüttel nun schriftlich mitgeteilt, dass sie nicht in den Krankenhausplan 2005 aufgenommen wird. Die Behörde hat kein Interesse mehr an der Privatklinik, die zu 99 Prozent Kassenpatienten behandelt. Denn während die in den 90er Jahren die größte Herzchirurgie Hamburgs war, haben inzwischen die städtischen Krankenhäuser nachgerüstet.

Dass die Stadt die Herzchirurgien im UKE, im AK St. Georg und im kirchlichen Albertinenkrankenhaus für ausreichend hält, hat sie schon klargemacht, als sie im Frühjahr den Krankenhausplan vorstellte, in dem die CardioClinic nicht vorkam. Dass der Bescheid das nun umsetzt, könnte der Todesstoß sein, denn die Krankenkassen haben sich von der Behörde verpflichten lassen, nur noch an Krankenhäuser zu zahlen, die im Plan sind. Dabei entspricht das nicht ihrem eigentlichen Interesse, denn die CardioClinic bietet gleiche Leistungen zu geringeren Preisen.

Schon im Januar beklagten Mitarbeiter der Klinik, dass die Gesundheitsbehörde das Budget für 2001 noch immer nicht genehmigt hatte, und die Klinik von den Kassen nur einen Bruchteil der Operationskosten erstattet bekomme, weil sie die genehmigte Zahl von Operationen überschritten hatte. Die Klinik musste Insolvenz anmelden. „Leitende Mitarbeiter haben auf Teile ihres Gehalts, alle haben auf das Weihnachtsgeld verzichtet, und in etwa acht Wochen wird die CardioClinic als gesunder Betrieb aus der Insolvenz entlassen“, sagt Hans-Martin Stubbe, leitender Herzchirurg. „Und jetzt wird uns der Boden unter den Füßen weg gezogen.“

Das traf die Klinik auch deshalb unvorbereitet, weil sie davon ausgegangen war, dass die Behörde noch so lange warten würde, bis das Verwaltungsgericht entscheidet, ob es der Klage der CardioClinic stattgibt. Die hatte sich in den Krankenhausplan einzuklagen versucht und war in erster Instanz mit vorläufig 13 Betten aufgenommen worden. Das Hauptsacheverfahren soll im Frühjahr 2002 entschieden werden.

SPD, GAL und CDU haben sich für den Erhalt der CardioClinic ausgesprochen. Gesundheitssenatorin Karin Roth weilt im Urlaub. Nur sie kann den Infarkt der Klinik noch verhindern. Dass sie das nicht will, hat sie im Krankenhausplan dokumentiert. Aber vielleicht stimmen Wahlkampf und die Vorgänge in der Herzchirurgie des UKE sie um. Die Klinik hat Widerspruch gegen den Bescheid eingelegt.

Die Krankenkassenvertreter treffen sich am Montag und entscheiden, wie sie weiter vorgehen. „Wir können die CardioClinic nur finanzieren, wenn die Behörde den Bescheid aussetzt“, sagt Klaus Gollert, Chef der Ersatzkassenverbände. Sandra Wilsdorf