: Traditionsbewusst und realistisch
■ 1:0 für Cottbus: Mit einer Niederlage startet den Hamburger SV wie gehabt in die neue Saison
Hanseaten sind traditionsbewusst. In diesem Sinne unterlag der HSV am Samstag Energie Cottbus mit 1:0. Damit sind die Hamburger zum 13. Mal in Folge in einem Auftaktspiel ohne Sieg. Traditionell mittlerweile auch der Treffer in der letzten Minute. Trainer Frank Pagelsdorf hatte noch gewarnt: „Wir dürfen nicht mehr so viele Tore in der Schlussphase kassieren.“
Der Ex-Rostocker wusste, wovon er sprach. In der 90. Minute erzielte Vasile Miriuta per Foul-Elfmeter für Cottbus das entscheidende Tor. Und löste damit ein Versprechen ein: Im Vorfeld der Partie bereits hatte der ungarische Nationalspieler getönt, dass er den HSV abschießen werde. Nach dem Sieg gab sich der Glatzkopf jedoch unerwartet bescheiden: „Wir sind elf Spieler. Es steht nicht nur Miriuta auf dem Platz.“
Bescheiden war es auch, was die 17.781 Zuschauer im Stadion der Freundschaft zu sehen bekamen. Sowohl beim HSV wie bei den Cottbussern fehlten verletzungsbedingt jeweils sieben Stammspieler. Bei drückender Hitze von über 40 Grad tasteten die Teams sich lange Zeit gemächlich ab. Weder die Hamburger noch die Lausitzer konnten im Verlauf der Partie überzeugen, obwohl man sich in der zweiten Halbzeit redlich bemühte. Einzig Bernd Hollerbach bot auf Hamburger Seite eine ansprechende Leistung.
Wenn gar nichts geht, kann man immer noch auf den Schiedsrichter schimpfen. Das tat Pagelsdorf dann anschließend auch ausgiebig: „Das war nicht das erste Mal. Wir haben schon unsere Erfahrungen mit ihm gemacht.“ Der Coach bezog sich dabei auf das Rückpiel gegen den VfB Stuttgart in der vergangenen Saison. Damals hatte der Unparteiische Franz Xaver Wack gleich zwei umstrittene Strafstöße gegen die Hamburger verhängt. In der Tat ließ die Leistung des Schiedsrichters zu wünschen übrig. Die erste gelbe Karte der Saison für den HSV kassierte Mehdi Mahdavikia zu Unrecht. Nicht, weil kein Anlass gegeben war, sondern weil er der falsche Mann war. Der Übeltäter war Ingo Hertzsch.
Doch schuld an der Niederlage der Hamburger war Wack sicherlich nicht. Torwart Martin Pieckenhagen holte den Cottbusser Marko Topic in der 89. Minute im Strafraum regelwidrig von den Beinen. Trotz der Unschuldsbeteuerungen des Torhüters – „Er hat sich in mich reinfallen lassen. Was soll ich denn machen?“ – erwies sich der Pfiff des Unpartei-ischen als gerechtfertigt.
Unter dem Strich stand somit wieder eine Pleite in der Schlussphase. „Wir sind todunglücklich, aber wir dürfen uns nicht einreden, dass das wieder so los geht“, sagte HSV-Teammanager Bernd Wehmeyer. Rückkehrer Jörg Albertz fand deutlichere Worte: „Wir haben den Fehlstart, den wir nicht haben wollten. Da gibt es nichts drum herum zu reden. Wir haben verloren.“ Hanseaten sind auch Realisten.
Phillipp Sidhu
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