: Nichts für Anfänger
■ 1.500 Skater flitzten auf schnellen Rollen durch die vierte Bremer Skatenacht
Ein Strom von Inline-Skatern rollt in atemberaubendem Tempo die Hochstraße in Richtung Rembertikreisel hinunter. Blinkende Rollen und rote Lämpchen leuchteten durch die Nacht. Ganz zum Schluss kommt die Polizei und die Johanniter Unfallhilfe – und dahinter drängeln sich die Autofahrer, die sehnsüchtig darauf warten, dass sie die Straße wieder für sich haben. Denn das erwarten sie eigentlich mitten in der Nacht zum Sonntag.
Doch da hatten sie nicht mit der Bremer Skatenight gerechnet. Die vierte von insgesamt sechs dieser Veranstaltungen war es, die am Samstag kurz vor der Geisterstunde die Strassen okupierte. Ausgangspunkt war das Cinemaxx. Von dort ging es über den Breitenweg und die Utbremer Straße bis zum Autohaus Utbremen, wo die knapp 1.500 Skater wendeten und über die Hochstraße wieder hinuntersausten, über den Rembertiring bis zum Dobben. Danach machte der Tross Schwachhausen unsicher, flitzte bis zum Universum und machte wieder kehrt. Über den Schwachhauser Ring, die Stader Straße und die neue Georg-Bitter-Strasse rollten die Skater auf den Osterdeich und von dort über den Wall zum Herdentorsteinweg und zurück zum Cinemaxx.
20 Kilometer in knappen 90 Minuten lagen am Ziel hinter ihnen. „Anstrengend“ war denn auch der erste Kommentar des 18jährigen Spitzenreiters Marcus Lihnig aus Walle. Und: „Jetzt erst mal die Skates ausziehen“, um die unterwegs erlaufenen Blasen zu inspizieren. Kurz nach ihm kamen dann auch die übrigen Skater. Dicht gedrängt fuhren sie auf den Platz und mussten sich erst einmal setzen.
Jürgen Stanek von der Skateschule „Happy Skater“ war mit der Tour rundum zufrieden: „Es war super, die Skater waren sehr diszipliniert und das Tempo wesentlich schneller als sonst.“ Was nicht zuletzt daran lag, dass die Organisatoren nicht müde wurden zu betonen, dass Anfänger doch bitte gar nicht erst mitfahren sollten. Die Tour war ausdrücklich nur für die erfahreneren Inline-Skater gedacht. „Die richtig guten Fahrer haben sich sonst immer über das langsame Tempo beklagt,“ erklärte Tina Schulz, die den Info-Stand der Happy Skater betreute. Bei den anderen Events seien dann wieder alle eingeladen, auch wenn sie an dem Tag zum ersten Mal auf Rollen stünden.
Trotz der hohen Geschwindigkeit gab es keine größeren Unfälle oder Verletzungen. Gelegentliche Pannen blieben aber trotzdem nicht aus: „Der Kerl hinter mir hat sich einfach an meinen Rucksack geklammert und mich noch mit auf den Boden gezerrt,“ erzählte Jasmin Ozolins, 18, von ihrem einzigen Sturz.
Nicht ganz so schnell wie bei der großen Tour war es vorher beim Rahmenprogramm zugegangen: Wer pünktlich um 19 Uhr am Cinemaxx ankam, musste sich noch zweieinhalb Stunden gedulden, bis überhaupt etwas passierte. Der Film mit den Highlights der Weser-Inline-Tour und der Skatenight am Airport Bremen lief sogar erst ab 22.15 Uhr. Richtige Stimmung kam erst auf, als die Teilnehmer des „Highjump“ – Hochsprung auf Rollen – 1,15 Meter meisterten. Endlich konnte sich der Moderator auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren – vorher hatte er die meiste Zeit damit verbracht, das Publikum mit Sätzen wie „Ach kommt, ihr seid doch nicht hier, um euch zu langweilen“ zum Klatschen und Schreien zu bewegen.
Vivien Mast
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