Atommüll rollt

Heute wird der größte Atommülltransport aller Zeiten zusammengestellt. Mehrere BIs planen Protest

BERLIN taz ■ „Castoralarm!“ in Neckarwestheim. „Castoralarm!“, ruft die Szene auch in Brunsbüttel, in Stade, Philippsburg und Mülheim-Kärlich aus. Morgen soll der größte Atomtransport in der Geschichte der Bundesrepublik auf Reise gehen. Jeweils zwei bis drei Atommüllbehälter werden von den genannten Atommeilern ins rheinland-pfälzische Wörth rollen, wo sie morgen Nachmittag zu einem langen Zug verkoppelt werden sollen – mit insgesamt zwölf Behältern. Passieren wird der Zug die deutsch-französische Grenze in der Nacht zum Donnerstag bei Lauterbourg; neun Behälter gehen in die Wiederaufbereitungsanlage La Hague, drei ins britische Sellafield. Das Aktionsbündnis Neckarwestheim erwartet den Straßentransport vom Atommeiler in die Verladestation Walheim bereits für heute Früh. Proteste sind unter anderem heute Abend in Mülheim-Kärlich, Hannover und Hamburg angekündigt.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bestätigte, dass der Transport das Prädikat „größter“ verdient, zumindest „nach der Anzahl der Behälter“. Die Genehmigung sei „zum Zwecke der Transportoptimierung erteilt worden“, erklärte BfS-Sprecher Dirk Daiber. Neben den britischen Excellox-6-Boxen kommen die französischen Bauarten TN 17-2; TN 13-2 und TN 12-2 zum Einsatz. Castoren der deutschen Firma GNS sind nicht dabei.

Die Staatsanwaltschaft Lüneburg erhob mittlerweile erste Anklagen gegen Demonstranten des letzten Castorprotestes in Gorleben. Vorwurf: gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Seinerzeit waren 737 Verfahren, darunter 462 Strafverfahren, eingeleitet worden. Die Klage gegen die Robin-Wood-Mitglieder, die sich im Gleisbett angekettet hatten, werde Mitte August fertig sein, erklärte Oberstaatsanwalt Jürgen Wigger.

Die Gewerkschaft der Polizei Niedersachsen (GdP) kündigte gestern weitere Protestaktionen an. „Angesichts der zunehmenden Belastung sind wir personell am Ende der Fahnenstange“, erklärte GdP-Sprecher Reiner Fischer. Er fordert tausend neue Stellen. Zunächst bis zum 8. September, also bis zum Beginn der niedersächsischen Haushaltsberatungen, wolle die GdP um Unterschriften bei den Bürgern werben. „Finden unsere Forderungen kein Gehör, wird es schärfere Aktionen geben“, kündigte Fischer an. Dies könne möglicherweise auch die anstehenden Castortransporte beeinträchtigen. NICK REIMER

Protestinfos unter: www.x1000malquer.de sowie www.i-st.net/~buendnis/