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Ganz nüchtern und gelassen

■ Morgen spielt der FC St. Pauli gegen den VfL Wolfsburg. Kein Alkohol gegen Rostock

Ihrem zweiten Spiel in der laufenden Bundesligasaison sehen die Verantwortlichen des FC St. Pauli ungewohnt gelassen entgegen. In Zugzwang sieht Trainer Dietmar Demuth den Gegner VfL Wolfsburg: „Die Wolfsburger haben in Leverkusen verloren und sind jetzt im UI Cup ausgeschieden. Da kann sich schon ein gewisser Druck aufbauen.“ Für den Klub gelte es nach wie vor, von Spiel zu Spiel zu planen. Dadurch könnte man jedem Gegner ruhig entgegen sehen.

Nach dem 0:0 gegen Hertha BSC Berlin zeigt man sich unverholen optimistisch. Die Wölfe, insbesonders der Sturm um den Bulgaren Martin Petrow, seien zwar nicht zu unterschätzen, aber „sie suchen noch nach einer Stammformation und sind noch nicht in Tritt“, stellte Demuth anlässlich der gestrigen Pressekonferenz zufrieden fest. Einen Grund seine Aufstellung der Elf vom vergangenen Sonntag grundlegend zu überdenken, sieht er nicht. Fehlen werden nur der an der Achillessehne verletzte Markus Lotter und der an einer Bänderdehnung laborierende Jens Matthies.

Eine einzige Änderung im Kader wird es geben: Der Neuzugang Cory Gibbs kann auf seinen ersten Bundesligaeinsatz hoffen. Der Amerikaner hatte vergangenen Mittwoch in einem Testspiel der FC Amateure zwei Tore beim 3:1 Sieg gegen den TuS Holstein Quickborn erzielt und habe, so Demuth, „sehr stark gespielt“. Er erhält den Vorzug vor dem Abwehrspieler Andre Trulsen. „Es fällt mir schwer, einige zu Hause zu lassen, aber wir dürfen nur mit 18 Mann anreisen“, erklärte der Coach seine Entscheidung.

Für das nächste Heimspiel gegen Hansa Rostock werden wegen den besonderen Sicherheitsvorkehrungen die verfügbaren Zuschauerplätze des Millerntorstadions auf 19.000 reduziert. Tatjana Groeteke, Geschäftsführerin von St. Pauli rechnet mit einem erheblichen Gewaltpotenzial auf Seiten der Rostocker: „Deshalb bekommt Rostock auch weniger Karten zugeschickt.“ Zusätzlich gilt ein Alkoholverbot im Stadion. Demuth merkte dazu lakonisch an: „Die Spieler dürfen die 90 Minuten über sowieso kein Bier trinken und ich auch nicht.“

Für die Fans sei es ärgerlich, schließlich „haben sie über lange Jahre hinweg gezeigt, dass sie damit umgehen können“. Und Achselzu-ckend bemerkte er am Ende: „Das heißst nur, dass vor dem Spiel hastiger getrunken wird.“ Darüber hi-naus muss der Verein noch weitere Auflagen der Polizei erfüllen: Der Spielertunnel, auf den Fußball-Anhänger aus Berlin geklettert waren, soll einen Übersteigschutz erhalten. Prophylaktisch wird das Fundament des Zaunes zum Gästeblock verstärkt, und zwischen Stadion und dem benachbarten Telekom-Gebäude entsteht eine feste Barriere.

Während der Klub gelassen abwartet, werden die Kaffeesatzleser langsam nervös. Die Frage, wer denn nun das erste Tor für die Hamburger schießen werde, beschäftigt momentan die Wahrsager der ein-schlägigen Fachpresse. Marcel Rath, Matias Cenci, Thomas Meggle und Christian Rahn stehen auf der Liste ganz oben. Trainer Demuth sieht das ein bisschen anders: „Amadou“, tippt er auf seinen Manndecker, „den stelle ich nach vorne.“ Philipp Sidhu

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