Temporär, dynamisch, porös

Diversität zum Programm erhoben: Die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe „puzzelink_evidenz.4“ zeigt KünstlerInnen beim Übersetzen  ■ Von Sabine Falk

In der Marktstraße Nr. 6 im Karolinenviertel lebt seit 20 Jahren der Künstler und Galerist Christopher Geiger. Dort organisiert er im vorderen Ladenraum schon zum vierten Mal die Veranstaltungsreihe puzzelink_evidenz, zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Dr. Ralph Musielski und dem On-line-Redakteur Oliver Tan. Jeden zweiten Tag, jeweils um 20 Uhr, den ganzen August über, gibt es hier geballt Produktionen im Kunstkontext zu erleben, bewusst ins Sommerloch platziert.

Laufkundschaft und lokale Aufmerksamkeit sind für Geiger wichtig, er möchte nicht ausschließlich Kunstszenegänger erreichen. Mit einem üblichen Galeriebetrieb hat das hier nichts zu tun: So divers sind die Darbietungen, mit unbekümmert vielen Schnittstellen in sich selbst und verschieden zu allen anderen. Diversität als Programm, oder wie die Veranstalter gern betonen: „temporär, dynamisch, porös“.

Am heutigen Abend tritt die Komponistin und Musikerin Dodo Schielein auf. Eine Sammlung alter Spieluhren, mechanische Musikinstrumente und ein Grammophon treffen auf ihre elektrische Fender-Gitarre. Die starren Abläufe der mechanischen Tonproduktion werden dabei abrupt unterbrochen oder durch freie Improvisation in den Hintergrund gedrängt.

Am kommenden Samstag zeigt Martin Heckmann das Video Kpt. Hedgeman & Mr. George, einen kosmischen Reisebericht aus Laos und Thailand, der sein glückliches Ende in einem Clubabend findet. Und nächsten Mittwoch zeigt Heiko Neumeister, wie er bekannte Werke der so genannten abstrakten Moderne in einem Streich re-/de- und konstruiert. Er beamt die Arbeitsschritte, die mit Hilfe der „Malwerkzeuge“ des Computerprogramms „painter“ entstanden, dabei in Folge an die Wand. Sein Kollege Markus Binner rekurriert auf dieselbe KünstlerInnen-Generation: Stoffentwürfe der Bauhäuslerin Annie Albers werden zu Vorlagen für computeranimierte Hintergründe, die, synkopisch rhythmisiert, ein- und ausgeblendet werden. Im Vordergrund bewegen sich zum Beispiel Listen von Möbeln, Namen von Restaurants auf Korfu und geheimdienstliche Operationen.

Liebes- und Trinklieder des 20. Jahrhunderts, viersprachig und in Dada übersetzt, zwischen Chanson, Chòro und Rock, das bietet Guy Saldanha dann am Tag darauf. Das FSK weist am Samstag, dem 25.8., auf vergessene und ehemals für das Radio verbotene Kommunikationstechniken hin – in seiner Revue –R-A-D-I-O-G-L-A-T-Z-: Hypnose, Telepathie, Radiowellen.

Do, 9.8. Logicus mecanicus interruptus; Sa, 11.8. Ein kosmischer Reisebericht aus Laos und Thailand; Mo, 13.8. Resonanzen von der Gruppe ReChristoNga; Mi, 15.8. Übersetzen in Projektionen; 17.8. Souvenirs, Souvenirs von Ina Hattebier und Michael Döhnert; 19.8. Trans-eat/Übersetzungen für den Magen von Heike Breitenfeld; Di, 21.8. Tres pérdu von Klemens Kaatz; 23.8. chanson électronic; 25.8. R–A–D–I–O–G–L–A–T–Z; Mo, 27.8. Wer singt denn da? von Verena Köster und Christine Kruse; 29.8. Entdeckersoirée von Oliver Helf und Ilka Hundertmark; 31.8. Ich bin reich von Ursula Menzer, je 20 Uhr, außer 23.8. ( 21 Uhr), m 6, Marktstr. 6