: Aus für Außenstelle
■ Wegen der DGB-Brötchenaffäre verliert Rothenburgsort sein Beratungszentrum
Leidtragende des angeblichen Lachsbrötchen-Skandals beim Verein zur Betreuung von Arbeitslosen und Arbeitslosenselbsthilfegruppen werden wohl die BürgerInnen von Rothenburgsort sein. Die Beratungsstelle des Vereins im Stadtteil soll im Zuge der anstehenden Umorganisation geschlossen werden.
Der Verein mit Hauptsitz in der DGB-Zentrale am Besenbinderhof war in die Schlagzeilen geraten, weil seine ABM-Kräfte auch mal Lachsschinkenbrötchen für Gewerkschafter schmierten. Die so entstandenen Einnahmen wurden als Spenden deklariert, so dass sie nicht mit Zahlungen der Sozialbehörde (BAGS) und des Arbeitsamtes verrechnet werden mussten.
Die Sache kam ans Licht. Sozialsenatorin Karin Roth, wegen zögerlichen Handelns des öfteren unter Beschuss, entzog dem Verein die Förderung. Jetzt hat sie verschiedenen Wohlfahrtsverbänden sowie Beschäftigung und Bildung, dem Beschäftigungsträger des Bezirks Mitte, angeboten, die Aufgaben des Vereins zu übernehmen.
Der neue Träger solle „ein niedrigschwelliges Beratungsangebot in der Nähe des Arbeitsamtes“, schaffen, so Roths Sprecher Stefan Marks. Es solle die berufliche Wiedereingliederung Arbeitsloser unterstützen und ihre Selbsthilfepotenziale aktivieren. Eine Küche mit ABM-Kräften werde es nicht mehr geben. Künftig dürften nur noch KlientInnen für KlientInnen kochen.
Die Zentralisierung der Beratung in der Nähe des Arbeitsamtes bedeutet für die Außenstelle in Rothenburgsort das Aus. „Eine weitere Beratung in Rothenburgsort ist nicht zu erwarten“, sagte Marks der taz hamburg. Schließlich handele es sich nicht um einen Stadtteilbetreuungsverein, sondern um eine Anlaufstelle, die Arbeitslose direkt nach ihrem Besuch beim Amt auffangen solle.
Hamburgs Wilder Osten (HWO), „Stadtteil-Initiative für mehr Lebensqualität Rothenburgsort“, zeigte sich bestürzt über das Aus für die Außenstelle. In einem Brief an die BAGS appellierte HWO „dringend“, das Beratungsangebot im Stadtteil „in vollem Umfang zu erhalten“. Das Büro des Vereins sei „weit und breit der einzige Ort, an dem Menschen mit sozialen Problemen objektive, kostenlose und kompetente Beratung bekommen können“ und somit „absolut unverzichtbar“. Gernot Knödler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen