: Haben wir das nötig?
betr.: „Es geht um viel mehr als ‚ran‘“, taz vom 11. 8. 01
[...] Die Rundfunkgebühren sind weder dazu gedacht, Verluste bei TV-Rechtevermarktern auszugleichen noch „Pay-TV“ zu verhindern, das ist der falsche Weg. Wenn man versucht, solche Fehlentwicklungen auf diese Weise wegzusubventionieren, sind die Kassen leer, bevor der Hals (der TV-Rechtevermarkter) voll ist.
Zum echten Fußball braucht man 23 Leute, eine Wiese und zwei Tore, mehr nicht. Spätestens seit Fußballvereine an die Börse gehen (und damit anonymen Kapitalgebern Gelder in den Rachen schmeißen), spreche ich der Branche ein „öffentliches Interesse“ ab. Kinofilme gibt es ja schließlich auch nur im Kino. Erst, wenn sie ihre Produktionskosten eingespielt haben, werden sie im Fernsehen gezeigt. [...] Wenn Stadien „mediengerecht“ ausgebaut werden, kann das auch der Fernsehzuschauer bezahlen! Die Verbände, die zugestimmt haben, dass Leo Kirch die alleinigen Vermarktungsrechte erhält, müssen doch gewusst haben, dass er damit nur sein Bezahlfernsehen etablieren will. Diese haben ihm die Rechte verkauft und damit die jetzige Situation mitgestaltet. Fußball ist heute also kein Sport mehr, sondern eine Ware wie Autos und Schokolade auch.
Das Monopol (hier die exklusiven Übertragungsrechte) ist das Einzige, was den hohen Preis rechtfertigt, daran haben sich die Veranstalter gewöhnt und erst dadurch sind die Kosten explodiert. Dass wir privaten Institutionen erlauben, die angeblich „Soziale Marktwirtschaft“ durch künstlich erzeugte Monopole außer Kraft zu setzen, schafft uns genau die Probleme, an denen der „real existierende Sozialismus“ gescheitert ist! Haben wir das nötig?
AUREL JAHN, Darmstadt
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