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Nashörner lieben Popcorn

■ Artisten! Tiere! Sensationen! Weiße Tiger, stolze Kamele und spuckende Lamas – Der Zirkus Barum gastiert von heute an auf der Bremer Bürgerweide

Der süße Duft von Tiermist weht über den Platz zwischen Stadthalle und Hauptbahnhof. Zwischen den bunten Wagen werden die Zirkustiere gefüttert. Dem Dromedar Suleika hängt das labbrige Heu wie gekochte Spaghetti aus dem Maul. Die eifersüchtigen Zebras stecken schon die Köpfe zusammen und tuscheln über das olle Kamel, weil es wie ein gelangweiltes Supermodel für den Fotografen posiert.

Pedro, das spuckende Lama, und sein Komplize Fidibus, das Pony, gucken derweil zu, wie das Zelt vom Zirkus Barum zusammengebastelt wird: Hämmer klirren,Zeltmeister Istvan Peter aus Ungarn rennt in einem dicken grünen Pullover herum und muss aufpassen, seine Füße nicht in den vielen gelben und schwarzen Schläuchen zu verwickeln. Früher war er selber Artist („Die Trapezrakete“) und weiß wie ein Zelt aufgebaut werden muss, damit es sicher ist für gewagte Akrobatik. Bald muss jedoch ein neues Zelt her, das alte ist nach sechs Jahren schon mürbe. Früher hat der Zirkus immer bei der Zirkuszeltfabrik Strohmeier in Konstanz seine Zelte machen lassen, doch nach deren Schließung bleibt als letzte Möglichkeit in Europa nur noch die Firma Canobio aus Italien.

Polen und Marrokkaner rammen inzwischen dicke Stahlnägel ins aufgebrochene Pflaster und hieven das Zelt mit klickenden Winden langsam in die Höhe. Insgesamt arbeiten beim Zirkus Menschen aus 15 Nationen zusammen. „Der Zirkus beweist, dass man ohne Rassismus Hand in Hand miteinander leben kann“. sagt Pamela Böke in ihrem Küchenwagen: Für die quirlige Pressesprecherin geht es hier zu „wie bei einer Schiffsmannschaft.“

Ein müder weißer Tiger seufzt mit tiefem Bass und streckt und reckt sich im Käfig. „Der Rolls Royce unter den Raubkatzen,“ schwärmt Böke. Seit 30 Jahren tingelt sie mit dem Zirkus herum. „Wenn ich morgens ein Nashorn steicheln möchte, dann gehe ich einfach über den Zirkusplatz zu Tsavo.“

Tsavo ist auch seit fast dreißig Jahren beim Zirkus Barum angestellt. Das Nashorn guckt traurig, als hätte es Angst, bald aus Altersgründen gefeuert zu werden. Zwar hört sein Chef Gerd Siemoneit-Barum nach dieser Abschiedstournee zum Saisonende als Dompteur auf, aber zum Glück will der Zirkus Tsavo als Maskottchen behalten. Gesucht werden muss aber noch eine Nachfolge für die Tiger-Dressur. Nur als Direktor will Siemoneit-Barum dem Zirkus erhalten bleiben.

Mit seinen dunkelgrauen Gummilippen zerrupft Tsavo gerade einen Grashaufen: sein Frühstück. Dann kratzt er mit seinem schweren Horn an einer Blechplanke. Wenn er Abends bei der Vorstellung in der Manege herumwetzt, mopst er am liebsten überraschten Zuschauern das Popcorn aus der Tüte. Mit seinen Filzohren kann er so knuddelig wackeln, dass er auf jeder angeheiterten Cocktailparty die Attraktion schlechthin wäre. Leider wird er nie eingeladen, weil er mit seinem fetten Hintern sicher die Bowle umschmeißen würde.

Einmal ist der ungeschickte Dreitonner vor Lampenfieber zu früh in die Manege gedonnert und hat dabei fast einen Herkules umgenietet, der gerade unter Ächzen und Stöhnen Granaten im Genick stemmte. Ganz getreu dem Motto: Menschen! Tiere! Sensationen!

THB

Vom 27.8. - 1.9. 15.30 und 19 Uhr, So. 11 und 15. 30 Uhr. www.circus-barum.de

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