piwik no script img

die anderen

Nachdem der Bischof von Bayeux in einem Pädophilie-Fall zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, heißt es in der Tageszeitung La Charente Libre aus Angoulême: Der Bischof hat sich auf das Beichtgeheimnis berufen, als er seinen Untergebenen nicht anzeigte. Dieses Geheimnis hat sich als schuldhaft erwiesen, weil der kleine Geistliche sein Treiben danach ungestraft fortsetzen konnte. Die französischen Bischöfe haben das Urteil bedauert. Aber sie haben zugleich die 25.000 Priester aufgerufen, das „schreckliche Phänomen der Pädophilie“ zu bekämpfen. Nichts ist schlimmer als das Schweigen, das auf eine Komplizenschaft hinausläuft. Geistliche und Erzieher wissen nun, dass sie sich auch rückwirkend zu Pädophilie-Fällen äußern können. Das Wohl des Kindes muss hinter allen anderen Erwägungen zurückstehen.

Zu den Hai-Attacken vor der US-Küste schreibt der Guardian aus London: Es muss betont werden, dass die Fahrt zum Strand ein viel größeres Todesrisiko für die Menschen darstellt als alles, was ihnen widerfahren kann, wenn sie erst einmal dort angekommen sind. Stachelrochen und Welse bringen mehr Urlauber ins Krankenhaus als Haie. Man wird es natürlich nicht aus den amerikanischen Medien erfahren, aber doch ist es so, dass Amerikaner 30-mal eher vom Blitz erschlagen als vom Hai gefressen werden. Bienen, Wespen, Moskitos und Schlangen sind für weit mehr Todesfälle verantwortlich als Haie. Aber mit Bienen kann man eben nicht so viele Zeitungen verkaufen und so viele Fernsehzuschauer anlocken wie mit Haien.

Zur Asylpolitik von Bundesinnenminister Otto Schily schreibt die konservative Zeitung The Times aus London: (Der britische Innenminister) David Blunkett, zurück aus München, riskierte gestern den Zorn der Boulevardpresse, als er erklärte, England könne von Deutschland etwas lernen. Natürlich nicht, wie man Tore schießt, sondern eher das politische Gegenstück zu Mittelfeldpässen: wie man die Zahl der Asylsuchenden verringert, indem man sie anderswohin schickt. Nach Gesprächen mit seinem deutschen Amtskollegen Otto Schily am Rande des Spiels Deutschland gegen England kehrte der Innenminister als begeisterter Fan Deutschlands zurück. Deutschland scheint auf jeden Fall etwas richtig zu machen. Herr Schily war einst ein Linker, ein Anwalt, der Terroristen verteidigte. Jetzt ist er einer der strengsten Innenminister, die das moderne Deutschland je gekannt hat. Eine Lektion für Großbritannien?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen