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„Liebe taz...“ Klischeewelt

Betr.: „Begrüßung mit Handkuss“, taz vom 5. September

Ihr Schreiber hat Dinge aus dem Zusammenhang gerissen und so dargestellt, als hätte ich eine eine antikurdische bzw. antiarabische Grundhaltung. Bis hierher haben Sie Ihren Leser in seiner Erwar-tungshaltung befriedigt. Die vereinfachte Formel hierfür wäre: CDU + Türke + konservativ = Rechtsextremer). Ich muss Sie leider mit folgenden Tatsachen konfrontieren, die nicht in Ihre Klischeewelt passen:

Meine Familie besteht aus Kurden, Georgiern, Tscherkessen, Lazen und Volksgruppen, deren Exis-tenz Sie vermutlich nicht erahnen. Es sei denn, eine dieser Gruppen wird zur deutschen „Lieblingsminderheit“ erklärt – natürlich aus purer selbstloser Solidarität.

Eigentlich müsste ich über den einfach gestrickten, fast schon in „Bild“-Manier geschriebenen Bericht schmunzeln, hätte er nicht zur Folge gehabt, dass ich mir telefonisch wüste Beschimpfungen habe anhören müssen.

Zum Stammtisch-Abend am 4.9.2001 in Schwachhausen sei erwähnt, dass es von Ihrem Autor hochmütig ist, zu behaupten, dass die Menschen in dieser Runde aneinander vorbei geredet haben. Während einige Gesprächsteilnehmer mich vielleicht nicht verstehen konnten, muss ich Ihrem Autor unterstellen, dass er mich nicht verstehen wollte.

Der intellektuelle Anspruch Ihrer Zeitung wird spätestens bei dem Vergleich des europäischen mit dem orientalischen Handkuss eingebüßt. An dieser Stelle wurden Erklärungen über kulturelle Gewohnheiten geliefert, die der Autor in seinem Bericht außer Acht gelassen hat.

Mein Versuch, ohne politische Einfärbung (ich bin CDU-Mitglied, nicht CDU-Politiker) einen Dialog zu führen, um ganz simple Missverständnisse auszuräumen, wird durch Ihren ironischen Bericht sabotiert.

Önder Yurtgüven

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