■ Urdrüs wahre Kolumne
: Tabulos, ohne Gummi

Wer in diesen Tagen keine Lust mehr hat, rauchende Trümmer zu glotzen, dem bleiben nur „Kommissar Rex“ auf Sat 1, Britney Spears auf MTV und die Dampfkochtöpfe im Shopping-Kanal. Warum gibt es hierzulande nicht wenigstens einen Kanal für Lord Dschiesäß-Sendungen rund um die Uhr, wo man telefonisch für ein paar Mark Gebete in Auftrag geben kann?

Im Sonderpostenmarkt konnte man in dieser Woche für kleines Geld trostreiche Devotionalien aus alter Zeit zur künftigen Nutzung abgreifen: Für schlappe 50 Pfennig zu haben waren Buttons mit den gutmenschlichen Mantren „Make love, not war“, „Save water, bath with a friend“, „No nukes“ und „Freedom“, dazu noch Smileys, Che Guevaras und dunkelgrüne Hanfblätter. Ist das nun ein gutes Zeichen - Beleg etwa für philantrope Unternehmer, die zu volkstümlichen Preisen für positive Vibrationen auf Anoraks und Sweatshirts sorgen wollen? Oder hat da jemand resigniert seine Restbestände aus Überproduktion auf den Markt geworfen, der bislang darauf spekuliert hatte, dass es ein Revival für diese plakativen Botschaften geben könnte? Der Geist der Geschichte drückt sich mitunter ziemlich kryptisch aus...

Morgen startet die Hafa in der Stadthalle, immer noch mit prima Friedensware, auch wenn das mit den Gratishappen bedauerlicherweise von Jahr zu Jahr stärker nachlässt. An den Ständen des Landhandels aber sollte man hartnäckig die Sprache darauf bringen, dass die gewerbsmäßige Unzucht mit Hühnern bei den Eierbaronen im Süd-Oldenburgischen dank des Stimmverhaltens der Bremer Landesregierung im Bundesrat weiterhin rechtens bleibt. Gibt es eine sinnvollere Form der Nutzung dieser abgeqälten Eier, als sie den Verursachern um die Ohren zu hauen, die ja ohnehin zu taub sind, um das letzte Röcheln der Batterie-Hennen wahrzunehmen?

Soso, Herr Hajo Zernikow! Als wirtschaftspolitischer Sprecher des Freisinns fordern Sie für die FDP, das Hollerland ganz tabulos als Erweiterungs-Potenzial für den Technologiepark zu sehen. Ganz tabulos, womöglich ohne Gummi - und was kriegen Sie dafür in Ihrem Job vom Freier extra bezahlt? Die Ansteckungswege sind doch bekannt!

Die Solidarität und zwar die rückhaltlose und uneingeschränkte und obendrein die „aller Deutschen“, hat der Bundeskanzler den USA zugesagt . Er möge mich da bitte raushalten, denn in dieser neuen Pferde-Oper der CIA Productions hat der Mob von Richter Lynch schon längst sein Phantom bestimmt - der amerikanische Staatsbürger Timothy McVeil ist ja schon mal vom Henker aus dem Rennen genommen worden. Und da weiss die zivilisierte Welt natürlich ganz ganz schnell, dass es diesmal wohl doch der Bin Laden gewesen sein muss, der für die Oklahoma-Soap ja auch schon für die Hauptrolle vorgesehen war.

Näheres regeln die Nachrichtendienste und für den deutschen Hausgebrauch hat Verteidigungsminister Pilatus sicher noch ein paar Hufeisenpläne im Nachttisch-Schrank neben den Softpornos liegen..Für uns Mitglieder der alten Hippie-Schule bedeutet das für bald wohl dauerhaften Verzicht auf schwarzen Afghan, spätestens nach der ersten Agent Orange-Offensive in den Bergen um Kabul. Mit Haile Selassie gegen den Imperialismus - fordert durch und durch friedensbewegt

Ulrich
„Rastaman“ Reineking