Der orange Club zu Bremen

■ Die Wurzeln des „Clubs zu Bremen“ liegen in der Zeit der Aufklärung. Jetzt hat der Club ein neues „Corporate Design“ und immer noch seine alte Lieblingsfarbe: Orange

Der Vorstand des Clubs zu Bremen hockt an einen runden Tisch in der Bremer Handelskammer. In der Mitte sitzt Friedrich Bracht. Seit 22 Jahren ist er der Präsident des elitären Clubs, der hauptsächlich Unternehmer und erst seit letztem Jahr Frauen aufnimmt. „Dafür habe ich gekämpft“, sagt Bracht. Vorher waren nur Ehefrauen als Anhängsel geduldet. Gestern stellte Bracht das neue Erscheinungsbild seines Vereins und die Renovierung der Räume vor.

Die Zuhörer sitzen mit übereinander geschlagenen Fußgelenken dabei und lassen Käsehäppchen aus den Porzelanschüsseln in den Mund wandern. Eine Standuhr klimpert aus einem der anderen Gemächer herüber, die Domglocken gesellen sich aus der Ferne dazu und die Sonne scheint durch die hohen Fenster in den Raum mit der hohen Stuckdecke – langsam macht sich eine nostalgische altbremer Stimmung breit, bis eine rote Straßenbahn über den Markplatz rumpelt.

Von der Untertasse bis zum Briefpapier, von der Homepage bis zur digitalen Schlüsselkarte hat das Bremer Designbüro Rahe+Rahe den Club zu Bremen umgemodelt und vereinheitlicht. Überall drauf: ein kleiner Bremer Schlüssel auf einem Rechteck in der Lieblingsfarbe des Clubs: Quietsch-Orange.

Im Designerjargon heißt das dann „Die Grundelemente des visuellen Erscheinungsbildes bilden eine orangefarbene Vignette mit angeschnittenem Bremer Schlüssel, zu der eine moderne, charakteristische Schrifttype gestellt wird, die eine luftige Gestaltung unter Bewahrung des hanseatischen Charmes und der clubeigenen Detailgenauigkeit gewährt.“ Damit sei alles „dem neuen Corporate Design angepasst.“

Drei Monate waren die Gewölbe des Clubs unter dem Schütting geschlossen wegen des Umbaus. Früher waren diese Gemächer allein den Clubmitgliedern vorbehalten, erst jetzt sind die vorderen Räume der Öffentlichkeit zugänglich. Bracht hofft, dass in einem neuen Restaurant namens „à point“ (Französisch für „halb durchgebraten“) viele Spitzengespräche in Politik und Wirtschaft stattfinden werden, da es doch schon so strategisch zwischen den Bremer Machtzentren Rathaus, Bürgerschaft und Handelskammer liege.

Das Restaurant selber wirkt mit seinen weißen Kellerwänden eher schlicht – oder besser gesagt: „Die neu gestalteten Räumlichkeiten sind von allen überflüssigen Dekorelementen und optisch schnell sättigenden Elementen befreit und geben dem Club Leichtigkeit, Eleganz und Modernität.“

Der Club zu Bremen hat eine lange Geschichte: 1783 wurde in Bremen die „Gesellschaft Museum“ mit antimonarchistischer Tendenz gegründet. Zweck: Die Mitglieder gingen zu wissenschaftlichen Vorträgen und literarischen Lesungen. Als das Interesse daran erlahmte, wurde ein gesellschaftlicher Treff daraus.

Dann fusionierte man 1931 mit der „Gesellschaft von 1914“ zum „Club zu Bremen“, Ludwig Roselius stellte damals die Clubräume in der Böttcherstraße zur Verfügung (siehe Foto).

Die Nationalsozialisten zwangen 1934 dem Club zwei NSDAP-Mitglieder als Präsidenten und Geschäftsführer auf, doch bereits ein Jahr später konnten die alten Mitglieder sie dazu bewegen, den Club wieder zu verlassen. Seit 1952 hat der Club zu Bremen seinen Sitz unter dem Schütting.

Wer heutzutage zu den knapp 1.000 Mitgliedern gehören will, um bei den Vorträgen und Gesellschaftlichen Ereignissen des Clubs dabei zu sein, muss von zwei Mitgliedern vorgeschlagen (kooptiert) werden. Um der Überalterung vorzubeugen, gibt es mittlerweile einen besonderen Jugendclub, denn, so sagt eines der Vorstandsmitglieder: „Wir sind kein Closed-Shop für eine überalterte Elite – wir sind ein Universal-Wohlfühlclub.“

Tom Brägelmann