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Jedes Stück eine Reise

■ Einer der letzten großen amerikanischen Komponisten beim Bremer Podium: Earle Brown

Unschätzbar ist der Einfluss, den die berühmte „New York School“ in den fünfziger und sechziger Jahren auf die europäischen Komponisten hatte: zu ihr zählten - inzwischen verstorben - John Cage, David Tudor, Morton Feldman und Christian Wolf. Außerdem der 1926 geborene Eaarle Brown, der jetzt zu Gast beim letzten Bremer Podium ist. Mit ihm kommt einer der letzten Zeugen einer bedeutenden Zeit in der Geschichte der Komposition im 20. Jahrhundert. Begeistert von der abstrakt-expressionistischen Malerei Jackson Pollocks - „der Eindruck war ebenso ungeheuer wie dauerhaft“ - war er auf der Suche nach vollkommen neuen Kriterein für die Kunst und zitierte gern den Komponisten Charles Ives: wenn die Kunst „nicht schön nach Massgabe geltender Standards ist, warum nicht ein paar andere Standards einführen?“ Der Musiktheoretiker Heinz Klaus Metzger sah in den Partituren Browns den „Audruf zur totalen Befreiung“, eine Einschätzung, die Brown selbst nicht teilt. Er will seine Stücke als Klangereignisse verstanden haben: „Jedes Stück sollte eine Reise sein und jede Reise ist unterschiedlich“. „Tracking Pierrot“ für sechs Instrumentalisten ist eine Hommage an Arnold Schönberg über die Erfindungsgabe seines „Pierrot Lunaire“. „Corroboree“ für drei Klaviere reflektiert ein „nächtliches Fest der Ureinwohner Australiens“ und „Folio“ für zwölf Spieler basiert auf grafischen Elementen und bezieht spontane Antworten der Musiker ein: die InterpretInnen sind das Ensemble „MusikFabrik“ unter der Leitung von Earle Brown, der im Workshop um 17.30 sich dem Publikum vorstellen wird. Nach meiner Einschätzung ein außerordentliches Ereignis. usl.

Montag Bremer Podium im Sendesaal von Radio Bremen: Workshop um 17.30, Konzert um 20.30.

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