St.Pauli: Bonjour Tristesse

Eigentlich hätte das Spiel gar nicht angepfiffen werden müssen. Die Oddset-Quote, sicheres Indiz für die Machtverhältnisse im deutschen Fußball, wies den sensationellen Faktor 7,5 für einen FC St.Pauli-Auswärtssieg aus, wer hingegen auf einen Sieg von Bayer Leverkusen setzte, hätte seinen Wetteinsatz bei läppischen 13 für 10 gleich im Sparstrumpf horten können.

Doch erst nach einer halben Stunde in der BayArena wurden die Kräfteverhältnisse auf dem Platz verifiziert, die längst fällige Führung gelang Ballack erst mit dem Pausenpfiff.

Bis dahin, so Trainer Dietmar Demuth, war das Konzept der Braun-Weißen, sich vor dem eigenen Strafraum einzuigeln, aufgegangen: „Wir wollten die Leverkusener ärgern und das ist uns auch lange Zeit gelungen.“ Geärgert hatte sich Leverkusens Trainer Klaus Toppmöller in der Tat, allerdings nicht nur über die St.Pauli-Mauertaktik – „nur zwei Offensivkräfte auf dem Mannschaftsbogen, so etwas erlebt man selten“ – sondern auch über angebliche „Provokationen“ der Gäste, die durch theatralisches Verhalten das Gros der gelben Karten für Bayer erschlichen hätten.

Beim 2:0 (59.) hatte sich allerdings vielmehr Torschütze Ulf Kirsten regelwidrig aufgestützt. Dafür, dass diese Unsportlichkeit nicht geahndet wurde, rächte sich St. Paulis Kolinger 30 Sekunden später mit einer Schwalbe, die von Schmerzensschreien akzentuiert wurde. Das kostete den verdutzten Michael Ballack die Spielberechtigung.

Erst danach wurden die Hanseaten offensiver. Meggle verfehlte zunächst freistehend das Tor, wenig später fälschte Rath einen Meggle-Schuss zum 1:2 ab (79.). Doch die Freude ob des zweiten St.Pauli-Saisontreffers dauerte nicht lange: Eine Minute später stellte Schneider den 3:1-Endstand her.

Dass Nowotny zu abgezockt, Bastürk zu schnell, Ze Roberto zu trickreich für den Aufsteiger sein würde – nicht nur Oddset hatte all das schon vorher gewusst. In Leverkusen werden sie weiter von der Meisterschaft träumen, in Hamburg von der Bundesliga. ruf