Ortwin Mahdavikia

Das geheime Netzwerk zwischen Rot-Grün und dem Hamburger SV zerreißt nun  ■ Von Peter Ahrens

Alles hängt zusammen. Horst Hrubesch und die Bürgerschaftswahl, Frank Pagelsdorf und der A380. Nur die Schweigespirale der Medien in dieser Stadt hat bisher verhindern können, dass das Netzwerk von Fußball und Politik öffentlich wird. Wenige Tage vor der Wahl hat sich die taz hamburg entschlossen, ihre uneingeschränkte Solidarität mit dem Standort Hamburg aufzukündigen und zu offenbaren, was es zu offenbaren gibt.

HSV-Trainer Pagelsdorf hätte so gut arbeiten können, wie er wollte. Er musste in dieser Woche gehen – ein Opfer des politischen Zeitgeis-tes. 1997 hat er seinen Job angetreten, und im selben Jahr wurde die rot-grüne Koalition in ihr Amt eingeführt. In dieser Woche wird Pagelsdorf entlassen, und die rot-grüne Koalition...

Zufall? Pshaw, wie der Sportskamerad Old Shatterhand jetzt einwerfen würde. Der Hamburger SV pflegte in den vier Jahren unter dem Trainer auf dem Rasen exakt den Stil, den die rot-grünen Koalitionäre in der Politik vorgaben. Teamorientiert, mit dem einen oder anderen Erfolgserlebnis, aber ohne echten Star, ohne Glamour, geführt von einem, der als ganz nett, aber auch als langweilig daherkam. Pagelsdorf schien noch zu Jahresbeginn – Champions League – unangefochten, ungefähr zu der Zeit, als der Senat sich den Airbus-Auftrag sichern konnte. Dafür wird das Mühlenberger Loch dem schnöden Mammon zuliebe zugeschüttet, während der HSV das gute, alte Volksparkstadion zu Grabe trägt. Ab dem Frühjahr ging es dann richtig abwärts. Pagelsdorf hat zwar im Gegensatz zu Ortwin Runde seine Innenverteidigung nicht ausgewechselt, aber geholfen hat das auch nichts mehr.

Und als der mächtige Jürgen Hunke (Ex-HSV-Präsident!) plakatierte: „Die Stadt braucht den Wechsel“, war Pagelsdorf nicht mehr zu halten. Die taz hat gestern bereits enthüllt, dass jetzt Horst Hrubesch das Kommando übernimmt, weil der künftige HSV-Vorstandschef Olaf Scholz bei seiner Rasterfahndung nach dem Coach die Raster „Blond“, „Ex-Profi“ und „Paroli laufen“ eingegeben hat und der Computer daher das Kopfball-Ungeheuer ausgespuckt hat. Blond = Ole von Beust. Ex-Profi = Rudolf Lange. Paroli laufen = Ronald Schill. Wieder greift alles ineinander.

So wird auch klar, warum der HSV genau in dieser Zeit einen Torwart beschäftigte, der Butt hieß – genauso wie eines der Hauptwerke von Günther Grass, der jetzt wieder Wahlkampf für Rot-Grün macht, jener Grass, der just in dem Jahr den Nobelpreis erhielt, als der HSV sich für die Champions League qualifizierte. Andreas Fischer – Joschka Fischer, Martin Groth – Karin Roth, Stig Töfting – Krista Sager: wie konnte so etwas jahrelang nie auffallen? Wie gehirnwäschemäßig hatten die SPD und ihr Betriebssportverein HSV die Stadt im Griff, dass keiner die Parallelen erkannte? Die taz zerreißt den Schleier, und zum Vorschein kommt: Es war nie der FC St. Pauli, der der Club von Rot-Grün war. Man denke nur an deren Vereinsfarben.