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Nordirland vor Zerreißprobe

Nordirlandminister Reid verhindert mit Verfahrenstrick die Auflösung der Allparteienregierung. Protestanten drohen mit Auszug aus der Koalition

LONDON/BELFAST ap ■ Die Allparteienregierung Nordirlands steht vor einer weiteren Zerreißprobe. Zwar verhinderte der britische Nordirlandminister John Reid durch einen Verfahrenstrick deren Auflösung, der Streit um die Entwaffnung der IRA droht die Belfaster Koalition aber zu sprengen. Der Führer der protestantischen Ulster Unionists (UUP), David Trimble, drohte am Samstag mit dem Rückzug seiner Partei aus der Koalition.

Nach einer 24-stündigen Unterbrechung übertrug Reid der Provinz am Samstag wieder die Selbstverwaltung. Dadurch erhalten die Parteien sechs Wochen Zeit, einen neuen Regierungschef zu wählen.

Es war das zweite Mal, dass Reid diesen Verfahrenstrick anwendete, um die Auflösung der Belfaster Koalition zu verhindern. Reid deutete an, dass es nun an der IRA liege, sich in der Entwaffnungsfrage zu bewegen: „Wenn sie das tun, kann es zu einer neuen Dynamik kommen. Wenn nicht, haben wir ein sehr ernstes Problem.“

Trimble war im Juli als Erster Minister in der Hoffnung zurückgetreten, damit die IRA zur Entwaffnung bringen zu können. So lange die IRA ihre Entwaffnung hinauszögert, weigert sich die UUP, mit der IRA-nahen Sinn Féin zusammenzuarbeiten, die derzeit die Minister für Gesundheit und Bildung stellt. Ohne die drei UUP-Minister wäre die aus vier Parteien bestehende Regierung nicht mehr existenzfähig.

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