Wer will diesen Krieg?taz-LeserInnen geben zu bedenken:: Der Strudel ist tödlich
betr.: „Zwingende Logik jenseits der Wirklichkeit: Ein metaphorischer Krieg wird wahr“, „Jetzt noch Nein sagen wäre ein Aprilscherz“, taz vom 20. 9. 01
Der Strudel, in den sich unsere Politiker hineingeredet haben, ist tödlich. Warum sind plötzlich so viele Begriffe unklar?
Als „unmenschlicher Terrorismus“ wurden die Anschläge bezeichnet. Gibt es also auch menschlichen? Zählen dazu vielleicht die Anschläge, die in den 80ern von den USA auf Nicaragua ausgeübt worden sind? Bush bezeichnet seine Nation als das „Gute“, das schon gegen das „Böse“ siegen werde. Leider ist das Ganze ein Märchen.
[. . .] Selbstverständlich ist die Justiz, nicht das Militär zuständig, das sagt neben dem gesunden Menschenverstand auch die Völkerrechtsverordnung. Stattdessen soll ein Rundumschlag alles und genug vernichten, damit das große Kind wieder der unangefochtene Chef der Bande sein kann, der „wichtigste“ Partner der Nato-Länder. Aber wen wird es treffen? Unschuldige, wie schon in Amerika. Ein militärischer Angriff auf Afghanistan oder andere Länder wäre der Auslöser einer humanitären Katastrophe. Wem nützt das alles außer der Waffenindustrie? Obwohl kein Staat hinter dem Anschlag steht, wird einer angegriffen. Mit Billigung und Unterstützung fast der ganzen Welt, die froh ist, einen Sündenbock zu haben. Die Logik der Hoffnung, das alles nicht so schlimm werden würde, stünde sie hinter all den Versprechen zur „uneingeschränkten Solidarität“, wäre ziemlich naiv. Jetzt, spätestens nach der Bundestagsabstimmung, die militärische Unterstützung verspricht, könne man nicht mehr zurück. Tatsächlich konnte man schon vom ersten Versprechen an nicht mehr zurück!
DÖRTE HERRMANN, Berlin
Wer will diesen Krieg? Ich höre in den Nachrichten immer nur, dass unser Herr Bundeskanzler den USA unsere Hilfe zusagt, notfalls auch militärisch. Mein Umfeld denkt jedoch ganz anders. Ich kenne niemanden (und ich bin mit Kontakten nicht gerade spärlich besät), der militärische Aktionen mit deutscher Beteiligung in diesem Krieg befürwortet. [. . .] Wie kann es sein, dass Herr Schröder in unser aller Namen und stellvertretend für das gesamtdeutsche Volk den USA militärische Hilfe zusagt? Er ist nicht nur vom Volke gewählt worden, sondern sollte auch für dessen Interessen stehen. [. . .] GEORG BERRES, Inden
Scheinbar sind unsere Politiker ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Sie führen uns glatt und sauber in einen Krieg. Komisch, dass insbesondere viele aus der einstigen außerparlamentarischen Opposition sich in dieses Kriegsgeheul verwickeln lassen. [. . .] Die CDU hat SPD und Grüne geschickt in die Falle gelockt. Man weiß dort, dass es im Falle eines Krieges in beiden Parteien zu Zerreißproben kommen wird. Nach voreiligen parlamentarischen Beschlüssen gibt es kein Zurück mehr.
Wenn eine Partei, die sich aus der Friedensbewegung speist, für Krieg stimmt, ist sie für mich und viele andere nicht mehr wählbar. ULRICH WAHL, Ehningen
betr.: „Rache muss man kalt genießen“, taz vom 21. 9. 01
Ralph Peters hat sicherlich Recht, wenn er sagt „sie wollen unsere Vernichtung“. Und dieser Kreis beschränkt sich sicherlich nicht nur auf (Radikal-)Islamisten. Die meisten slawischen Völker, die VR China und viele andere mehr lehnen die amerikanische Hegemonie bis zur offenen Feindschaft ab.
Amerika und sein Präsident haben nicht begriffen, dass die so genannte westliche Zivilisation – bildlich gesprochen – in einem Hornissennest sitzt. Und was ist das Beste, was ein Mensch machen kann, wenn er in einem Hornissennest sitzen sollte? Richtig: sich ruhig verhalten. Das dümmste wäre, wild um sich zu schlagen. In diesem Sinne wünsche ich Herrn Peters, Joschka Fischer und natürlich Mr. President und allen anderen Beteiligten viel Spaß beim „Eliminieren“ der „Hornissen“. Das kann sehr lange dauern, aber auch sehr schnell gehen . . .
JOHANNES SIMON, Landsberg
Sowohl Saddam Hussein (Irak/Iran), Bin Laden (Vermittler Iran/Kontra) als auch die Taliban (UdSSR/Afghanistan) waren Vasallen der USA, die mit Milliarden Dollar vom CIA und umfangreichen Waffenlieferungen erst mächtig wurden – und den USA jetzt zu frech werden.
Der neue Bündnispartner Pakistan ist eine Militärdiktatur, die, in jahrzehntelanger Dauerkonfrontation mit ihren Nachbarn, an den vielen Attentaten in Indien sicher nicht unschuldig ist. Sie verfügt über Atomwaffen. Durch das Land zieht sich ein großer Riss. Die Militärregierung ist durch nichts legitimiert.
[. . .] Die amerikanische Außenpolitik sollte sich besser überlegen, mit wem sie solche prekären Beziehungen aufbaut und die resultierenden Probleme jetzt nicht auf dem Rücken unschuldiger, schon seit Jahrzehnten gequälter Afghanen – oder der ganzen Welt – abladen. Auf wie viel Kollateralschäden soll sich die Menschheit einstellen? Will Rot-Grün diese menschenverachtende Politik, geblendet von einer medialen Gehirnwäsche, die in Endlosschleifen die gleichen Bilder und die gleiche Kriegspropaganda zeigt, wirklich mit Geld, Waffen und Menschenmaterial mittragen? R.H.,Berlin
Um den weltweitenTerror nachhaltig zu bekämpfen, müssen nur alle namenlosen Konten (Stichwort: Nummernkonten) auf der Welt mit sofortiger Wirkung geschlossen werden und das Kapital vom internationalen Gerichtshof in Den Haag eingezogen werden. Mit dem Geld kann ja eine Stiftung gegründet werden. Geld, das niemandem zugeordnet werden kann (Personen, Firmen etc.), ist Geld aus kriminellen Handlungen und soll für die Bezahlung solcher verwendet werden. LOTHAR SCHAEFER, Heilbronn
Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen