: Merkwürdige Allianz zum heiligen Krieg
Indonesiens Islamisten rekrutieren zum Dschihad. Gemäßigte Muslime verurteilen Anschläge und drohen zugleich
BERLIN taz ■ Indonesische Islamisten rekrutieren Kämpfer für einen heiligen Krieg gegen die USA. „Wir haben am Sonntag mit der Registrierung begonnen, und bis jetzt haben 225 Menschen unterzeichnet, sich dem Dschihad in Afghanistan anzuschließen,“ sagte Hardiansyah, der Sprecher der Islamischen Jugendbewegung (GPI), am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die radikale Gruppe hat nach eigenen Angaben mehrere tausend Mitglieder und Beziehungen zu den afghanischen Taliban.
Hardiansyah rechtfertigte auch das Vorgehen von indonesischen Islamisten verschiedener Gruppen, die am Sonntag im zentraljavanischen Solo vergeblich Hotels nach US-Amerikanern durchsucht hatten, um sie aus dem Land zu treiben. Politiker und gemäßigte Muslime hatten dies verurteilt. Verteidigunsminister Matori Abdul Jalil sagte: „Wir können solche Aktionen nicht dulden.“
Die Rekrutierung für den Dschihad wie die Jagd nach Amerikanern zeigen die Stimmung unter den Islamisten innerhalb des weltgrößten muslimischen Landes. Dabei handelt es sich nur um eine kleine Minderheit der rund 190 Millionen indonesischen Muslime. Das wird auch an der geringen Anziehungskraft der Proteste deutlich, die seit Tagen fast täglich vor Vertretungen der USA und Australiens stattfinden. Dort demonstrieren nur wenige hundert Menschen gegen einen drohenden US-Angriff auf Afghanistan.
Dennoch besteht die Gefahr weiterer Destabilsierung des unter wirtschaftlichen und politischen Problemen leidenden Landes. Am Sonntag war im Parkhaus eines Einkaufszentrums in Jakarta zum zweiten Mal binnen zwei Monaten eine Bombe explodiert. Verantwortlich dafür sollen Islamisten aus Malaysia sein.
Irritierend ist eine Erklärung des Rates der Islamgelehrten vom Dienstag, in dem 32 große islamische Organisationen vertreten sind. Sie verurteilen die Jagd auf Amerikaner wie auch die Anschläge in den USA. Doch zugleich ruft der einflussreiche Rat zum Dschihad gegen die USA auf, falls diese Afghanistan angreifen. Aggression gegen Afghanistan sei gleichbedeutend mit „Hass gegen den Islam und die islamische Gemeinschaft“.
Indonesiens Präsidentin Megawati Sukarnoputri ist seit einer Woche in den USA, wo sie vom US-Präsidenten Zusagen für Wirtschaftshilfe erhielt. Am Montag ist Indonesien der UN-Konvention gegen die Finanzierung von Terrorismus beigetreten. SVEN HANSEN
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