piwik no script img

Torkeln durch die unteren Gefilde

■ Der Hamburger SV sucht immer noch einen Trainer und versucht, in bayerischer Abgeschiedenheit zu sich zu finden

Der Hamburger SV hat sich in die Einsamkeit zurückgezogen. Soweit eine Bundesliga-Mannschaft überhaupt einmal einsam ihre Trainingsrunden drehen kann. In Bad Gögging residieren die Rautenmänner, um sich optimal auf das Spiel beim 1. FC Nürnberg (morgen, 15.30 Uhr) vorzubereiten. Noch viel nötiger ist die bayerische Abgeschiedenheit, wenn die Verantwortlichen beim HSV zusammen mit den Spielern wieder ein wenig Ordnung in Spiel und Verein bringen möchte.

Nach dem Rauswurf von Frank Pagelsdorf ist sowohl in der Schaltzentrale im Volkspark als auch aufdem Trainingsgelände in Ochsenzoll einiges durcheinander geraten. Die Spekulationen um den Nachfolger des Schwergewichts trieben fantastische Blüten, der Sachverstand des Aufsichtsrats wurde von allen Seiten angezweifelt, und mindestens Ex-Bürgermeister Henning Voscherau zog daraus die entsprechende Konsequenz: Er trat am Dienstag aus dem Gremium zurück. Ahnungslosigkeit in Fußballdingen war den Kontrolleuren vorgeworfen worden. Nicht zu unrecht.

Am härtesten traf es allerdings den Vorstandsvorsitzenden Werner Hackmann. Die Sport Bild widmet ihm den genüsslich den Titel und erkor ihn quasi zum Lügner der Nation. Perfiderweise nicht direkt, sondern über den Umweg eines einfühlsamen Porträts. Der 54-Jährige wird schon wissen, was er davon zu halten hat: Es ist eine Kampfansage der auflagenstarken Sport-Illustrierten gegen den Präsidenten der Deutschen Fußball-Liga.

So torkelt der HSV ohne Trainer und mit angeschlagener Führungscrew durch die unteren Gefilde der Ersten Fußball-Klasse. Und der Aufsichtsrat soll noch einmal einer großen Ausgabe zustimmen: Kurt Jara vom FC Tirol soll als neuer Coach verpflichtet werden. „Zehn Millionen Mark“ möchte Martin Kerscher, der Präsident des finanziell angeschlagenen österreichischen Erstligisten, gerne als Ablöse. Gegen Nürnberg sitzt auf jeden Fall noch einmal Sportchef Holger Hieronymus auf der Bank. else

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen