: zweikampf
Mensch gegen Maschine
Der Sieg der Maschine Deep Blue über den Schachweltmeister Gari Kasparow im Mai 1997 wurde in den Medien vielfach als ein Ereignis von epochaler Bedeutung wahrgenommen und kommentiert. Nun sei eine Maschine mit dem Menschen überlegener Intelligenz geschaffen worden, und dies sei der Anfang einer neuen Zeit, in die der Mensch möglicherweise ins zweite Glied zurücktreten müsse.
Was war passiert? Die geballte Rechenkraft eines modernen Rechners, unterstützt durch eine Programmierung, die auch manche Tricks und Kniffe menschlicher Schachspieler aufgreift (ohne dass ein Computer deshalb Schachspielen nach Art des Menschen betreibt), hatte über den Schachweltmeister gesiegt, und unser Selbstbild als intelligentestes Wesen war ernsthaft infrage gestellt worden. Aber ist ein lediglich Schach spielender Computer wirklich intelligent?
Beschränkt in der Interaktion auf Ein- und Ausgaben vom Typ: Dame zieht auf das Feld g 2 – und nur einer Welt gewahr, die aus acht mal acht Feldern besteht, präsentiert sich Deep Blue wohl eher als Dinosaurier aus der Frühzeit der künstlichen Intelligenz. Denn während es bei Schachcomputern nur darum geht, mit immer höherem technischem Aufwand immer kleinere Steigerungen der ohnehin sehr hohen Leistungsfähigkeit zu erzielen, geht es der künstlichen Intelligenz um weitaus interessantere Fragen, beispielsweise: Wie kann ein Computer Begriffe erlernen, ohne dass sie ihm einprogrammiert werden müssen – das heißt, ganz von alleine? Wie können mehrere unabhängige Computersysteme selbstständig Ziele ihres Handelns ausbilden und dabei Zielkonflikte lösen?
CLAUDIA BORCHARD-TUCH
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