: Schweizer Blutbad
Offenbar aus Unzufriedenheit mit einer Behördenentscheidung schoss ein Mann im Zuger Kantonsparlament um sich – 14 Tote, 10 Verletzte
BERLIN taz ■ Beim Amoklauf eines Mannes im Regionalparlament des Schweizer Kantons Zug sind gestern mindestens vierzehn Menschen ums Leben gekommen. Zehn weitere wurden schwer verletzt, davon schwebten gestern noch acht in Lebensgefahr. Der Täter tötete sich schließlich selbst. Unter den Toten sollen sich nach bislang unbestätigen Angaben auch drei Mitglieder der Kantonsregierung befinden.
Um 10.35 Uhr hatte ein Mann als Polizist verkleidet den Sitzungssaal betreten und wild um sich geschossen, zunächst auf die anwesenden Mitglieder der Regionalregierung, dann auf die Parlamentarier und die Medienvertreter. Schließlich warf er einen Sprengsatz in den Saal – es entstanden starker Rauch und mehrere Schwelbrände.
Über die Motive des Mannes bestand zunächst Unklarheit. Die Kantonspolizei beeilte sich zu versichern, die Bluttat habe nichts mit den Terroranschlägen in den USA zu tun, es handele sich um ein rein lokales Ereignis. Offenbar war der Mann damit unzufrieden, dass am Tag zuvor eine Aufsichtsbeschwerde abgewiesen worden war. Worum es sich genau handelte, wollte die Kantonspolizei vorerst nicht mitteilen. Augenzeugen zufolge soll der Mann während der Schießerei wütend gerufen haben, er werde die Entscheidung nicht hinnehmen.
Im Auto des Mannes, der laut Polizeiangaben aus dem Raum Zürich stammt und Schweizer Nationalität ist, wurden neben einem Bekennerbrief noch weitere Waffen gefunden. Über den genauen Inhalt des Briefes war zunächst nichts bekannt – es soll von einem „Tag des Zorns für die Zuger Mafia“ die Rede gewesen sein. Wegen seiner niedrigen Steuerrate ist der Kanton, in dem 98.000 Menschen leben, als „Kanton der Reichen und Superreichen“ bekannt.
Der Kantonsrat, das Parlament des Kantons, umfasst 80 Abgeordnete aus fünf Fraktionen. Er tagt jeweils am letzten Donnerstag des Monats. Gestern sollten 18 Tagesordnungspunkte behandelt werden – anschließend wollte das Parlament einen Ausflug unternehmen.
Bislang wurde das Kantonsparlament nicht bewacht – jeder Bürger hatte freien Zutritt. Nach dem Blutbad kündigte der Präsident des Nationalrates in Bern, Peter Hess, eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen an.
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