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Ohne Springbrunnen, Schuld an Schill

■ Geburtstagswoche der taz hamburg begann am Donnerstagabend mit Empfang für GenossInnen

Wenn wahr ist, dass Bürger immer die Regierung haben, die sie verdienen, dann soll auch stimmen, dass jede Zeitung die LeserInnen hat, die sie verdient. Von denen waren rund 80 gekommen, um der taz hamburg zum 20. Geburtstag zu gratulieren. Es war der Auftakt zu einer Woche der Feierlichkeiten. Die begann sozusagen im engsten Kreise der Verwandtschaft, denn die Geladenen waren LangzeitabonnentInnen und GenossenInnen – Shareholder also, Am-Leben-ErhalterInnen, mehrfache LebensretterInnen und WeggefährtInnen einer Zeitung, die es nicht immer leicht hat, gegen großes Geld großer Verlage.

Man ging zusammen durch die letzten zehn, 15, 20 Jahre, wurde gemeinsam erwachsen, aber nicht alt. So etwas verbindet. Und so wollten die Gäste nicht nur essen und trinken, sondern vor allem hören und sehen, wie, wo und durch wen die taz hamburg jeden Tag entsteht. Und das Blättern in den ers-ten Nummern der taz hamburg war auch ein Ausflug in die 80er. Weißt Du noch, damals?

Wer die taz hamburg besucht, wird weder mit marmorgefliester Eingangshalle noch mit Blick über Hafen oder Hamburg beeindruckt, auch haben wir keinen Springbrunnen im Foyer. Was nur daran liegt, dass wir kein Foyer haben. Aber wir haben die Gäste trotzdem beeindruckt. Und das kam so: Fast alle hatten die LeserInnenbriefseite des Tages gelesem. Und fast alle erbosten sich darüber, dass eine Leserin ausgerechnet der taz hamburg die Schuld am Wahlsieg Ronald Schills gab – weil die taz Rot-Grün kaputtgeschrieben hätte. „Warum druckt Ihr denn so einen Scheiß?“, wollten die Genossen wissen. Na, weil die Auseinandersetzung unser täglich Brot, die Selbstzufriedenheit nicht unsere Sache ist, und wir eben aus Prinzip nichts unterdrü-cken, nur weil es uns nicht passt. Das hat sie beeindruckt, die Verwandten. Nachdenklich haben sie genickt.

Es gab ja so viel zu besprechen an diesem Abend: Was sind das für Menschen, die freiwillig für so wenig Geld arbeiten? Gibt es eine gemeinsame Linie? Was wird aus Hamburg? Wie wird die Politik? Kommst Du morgen mit ins Theater? Am Ende sagte einer: „Vielen Dank, es war sehr schön bei Euch.“ Danke gleichfalls. Und dann sagte er: „Ich les' euch weiter.“ Auch dafür vielen Dank.

Die taz hamburg-Festwoche dauert derweil an. Auf einem Diskussionsabend – auf dem Podium und selbstverständlich mit dem Publikum – wollen wir erste Antworten suchen auf die Frage, wie es nach der Wahl in und mit Hamburg weitergeht (siehe Anzeige).

Ein Senat aus CDU, Schill-Partei und FDP, eine nach 44 Jahren aus dem Amt gejagte SPD, eine an herben Verlusten leidende GAL und eine selbsternannte linke Regenbogen-Opposition, die zur Fußnote in der Hamburger Geschichte wurde: Stichworte, deren aktuelle Brisanz wir auch nicht erahnten, als wir vor Wochen diese Veranstaltung planten. Diskussionsstoff, kein Zweifel, gibt es jetzt reichlich.

Und schließlich laden wir am Dienstag Abend zur großen Party in die „Motte“ und den „Kleinen Zinken“ – um zu feiern, abzuspannen und um neuen Anlauf zu nehmen.

Und wer bis dahin alles über die taz hamburg erfahren will, was wir bislang – und zum Teil aus guten Gründen – verheimlichten, kann sich übers Wochenende unserem heute beiliegenden Geburtstags-Spezial widmen: 48 Seiten von taz-MitarbeiterInnen und taz-FreundInnen für taz-LeserInnen. san / smv

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