: Exguerilla bricht auseinander
El Salvadors FMLN zerfleischt sich: Streit zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten
SAN SALVADOR taz ■ Die ehemalige Guerilla El Salvadors verdirbt sich wieder einmal die Chance auf die Macht. Anfang der Woche hat das Parteigericht der „Nationalen Befreiungsfront Farabundo Martí“ (FMLN) den ehemaligen Generalsekretär und Präsidentschaftskandidaten Facundo Guardado ausgeschlossen. Was als Schlussstrich unter einen Jahre alten Flügelkampf gedacht war, droht nun in ein endloses Hauen und Stechen auszuufern. Denn Guardado kündigte am Dienstag an, er werde den Ausschluss ignorieren.
Die gerne beschworene Einheit der FMLN ist seit langem bedroht. Kaum war 1992 der Bürgerkrieg beendet, zeigte sich, dass die Führungsriege der zur Partei gewandelten Guerilla sehr unterschiedliche Interessen verfolgte. Auf der einen Seite standen die alten Kader aus der kommunistischen Partei und der Gewerkschaftsbewegung, die heute „Orthodoxe“ genannt werden. Ihre Gegner sind die so genannten „Erneuerer“. Ihre Führungsfiguren stießen aus der städtischen Mittelschicht zur Guerilla. Sie geben sich heute sozialdemokratisch.
Guardado stammt zwar aus kleinbäuerlichen Verhältnissen, ist aber seit Jahren der Kopf der „Erneuerer“. Seine Strategie: Er ignoriert die Parteistrukturen und geht aufs Land, um dort seine Basis um sich zu scharen. Die Köpfe der „Orthodoxen“ dagegen sitzen nur noch im Parlament oder in Parteigremien. 1998 hatte Guardado so viele Genossen auf seine Seite gezogen, dass er zum Generalsekretär und Präsidentschaftskandidaten für die Wahl 1999 ernannt wurde. Er scheiterte kläglich – unter anderem weil die „Orthodoxen“ seinen Wahlkampf boykottierten. Nach der Niederlage übernahmen sie die Partei und wurden bei der Parlamentswahl 2000 stärkste Fraktion. Der Sieg bei der nächsten Präsidentschaftswahl schien sicher.
Doch Guardado wühlte weiter. Im Frühjahr rief er zu einem Kongress der „Erneuerer“. 5.000 seiner Anhänger kamen. Die „Orthodoxen“ werteten dies als Spaltungsversuch und leiteten ein Ausschlussverfahren ein. Guardado ignorierte das Verfahren genauso wie jetzt das Urteil. Das Ergebnis: Es gibt zwei Parteien. Die satzungsgemäße, links und fern der Basis. Und der Haufen der „Erneuerer“, der sich ebenfalls FMLN nennt, obwohl er das nach Rechtslage gar nicht mehr ist. TONI KEPPELER
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