: Der Verzweiflung nahe
Fußball-Rekord-Weltmeister Brasilien spielt gegen Chile zwar nicht unbedingt brasilianisch, gewinnt aber immerhin mit 2:0 – und darf vielleicht doch noch zur WM
CURITIBA dpa ■ Es war ein harter Kampf, an dessen Ende nicht viel mehr stand als ein Arbeitssieg. Immerhin: Nach mehreren Pleiten ist Brasilien der Fußball-WM 2002 ein großes Stück näher gerückt. Die „Selecao“ schlug am Sonntag (Ortszeit) zu Hause in Curitiba den Tabellen-Letzten der Südamerika- Gruppe aus Chile mit 2:0.
Es war ein mühsamer Sieg, allemal so mühsam, dass Torhüter Marcos einräumte: „Nach der blamablen ersten Halbzeit waren wir alle in der Kabine der Verzweiflung nahe.“ Dem konnte auch Trainer Luiz Felipe Scolari nicht so richtig widersprechen. „Es gibt noch viel zu verbessern“, urteilte er. Und auch der TV-Sen der ESPN Brasil sprach hinterher von einem „schwachen Spiel“, machte aber immerhin „Erholungstendenzen“ aus.
Das sah so aus: Chile hatte in der ersten Halbzeit bei strömendem Regen zwar geringere Spielanteile, dafür aber die besten Torchancen, weshalb die 53.000 Zuschauer das Team um die Top-Stars Roberto Carlos, Emerson, Vampeta sowie die Bundesliga-Legionäre Lucio und Marcelinho (Elber blieb auf der Bank) ein ums andere Mal gnadenlos auspfiffen und im Stadion für eine Atmosphäre sorgten wie zuletzt Auf Schalke. Nach der Pause drehte die Heim-Elf dann aber vor allem dank des für den Berliner Marcelinho eingewechselten Denilson von Betis Sevilla auf: Die Tore von Edilson (53.) und Rivaldo (63.) waren dann doch noch verdienter Lohn.
Mit dem Sieg verteidigte Brasilien (27 Punkte) vor den letzten beiden Spieltagen in der Südamerika-Zehnergruppe den wichtigen vierten Platz, der die letzte direkte Fahrkarte zur WM in Japan und Südkorea bedeutet. Verfolger Uruguay (25) patzte beim 1:1 (1:0) in Montevideo gegen Kolumbien und hat nun zwei Punkte Rückstand. Bei den zwei noch ausstehenden Begegnungen in Bolivien und gegen Venezuela am 7. bzw. 14. November benötigt Brasilien somit noch vier Punkte, um die Qualifikation sicher aus eigener Kraft zu schaffen. Der Tabellen-Fünfte erhält noch eine Qualifikations- Chance in zwei Ausscheidungsspielen gegen Australien.
Die bereits für die WM qualifizierten Argentinier (39) führen unterdessen die Tabelle nach 16 von 18 Runden und dem 2:2 (0:0) bei Verfolger Paraguay (30) weiter deutlich an. Die große Überraschung des Südamerika-Turniers bleibt allerdings der Tabellendritte Ecuador (29), der nun auch Bolivien (14) mit 5:1 überrannt hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen