: Castoren stoppten vor Bremen
■ 29 AktivistInnen hielten Zug bei Kirchweye für eine halbe Stunde auf
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben insgesamt rund einhundert AtomkraftgegnerInnen einen Atomtransport mit fünf Castor-Behältern mehrfach aufgehalten. Der Zug aus Stade und Brunsbüttel nach La Hague musste wegen Schienenbesetzungen durch Greenpeace und andere AktivistInnen in Brunsbüttel, Hamburg, Buchholz und Kirchweyhe seine Fahrt für insgesamt rund vier Stunden unterbrechen.
Laut Bernhard Stoevesandt vom Bremer Anti-Atom-Forum versuchten mehrere kleine Gruppen an unterschiedlichen Stellen auf die Schienen zu gelangen. Bei Kirchweyhe gelang es schließlich 29 AtomkraftgegnerInnen, sich vor den Zug zu setzen. Zuvor hatte die Polizei die AktivistInnen-Gruppen auf Schritt und Tritt beobachtet. Stoevesandt weiter: „Wir waren selbst ganz überrascht, dass die Polizei uns nicht vorher gesehen hat. Die haben die Strecke mit Hubschraubern abgeflogen.“ Der Mann kann seine Freude nicht verhehlen: „Das war das erste Mal in vier Jahren, dass ein Castor-Transport über Bremen gefahren ist und wir ihn aufhalten konnten – ein Erfolg.“
Um eine Minute vor 6 Uhr morgens war der Zug vor der Gruppe zum Stehen gekommen, um 6.20 Uhr konnte er seine Fahrt fortsetzen. Bundesgrenzschutz-Einheiten hatten die SitzblockiererInnen von den Schienen getragen und die Personalien festgestellt.
Die, laut Stoevesandt, „heitere und ausgelassene Stimmung“ konnte eine BGS-Beamtin auch damit nicht trüben, dass sie mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch drohte. Stoevesandt rechnete schlimmstenfalls mit einer Anzeige wegen Nötigung. Nach einem Bundesverfassungsgerichtsurteil ist aber selbst die fraglich, weil in diesem Urteil Sitzblockaden nicht als Nötigung angesehen wurden. Auch eine Anzeige wird Stoevesandt und seine Freunde nicht davon abhalten, sich in der nächsten Woche wieder auf die Schienen zu setzen, um einen Atommülltransport aus Esenshamm zu blockieren. Der könnte durch den Bremer oder den Oldenburger Bahnhof rollen.
Greenpeace kritisierte, dass überhaupt Atomtransporte stattfinden: Die Castor-Behälter böten keinen Schutz vor möglichen Terroranschlägen, da sie „in keinster Weise auf solche Szenarien ausgelegt“ seien, sagte Veit Bürger, der Atom-Experte der Umweltorganisation. Auf dieses Problem angesprochen, relativierte Stoevesandt die Diskussion um zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen: Schließlich nehme jeder, der Atommüll produziere, billigend eine Verseuchung der Umwelt mit Radioaktivität in Kauf. aro
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