CDU: Chronisch dissonante Union

■ Streit in der schleswig-holsteinischen Union schwelt. Vorsitzender Johann Wadephul ist angeschlagen

Offiziell hat die schleswig-holsteinische CDU gerade eine schwere Führungskrise „abgehakt“, die Landesparteichef Johann Wadephul mit einigen Blessuren im Amt überstand. Doch der Konflikt schwelt weiter. Wadephul muss viel tun, um parteiinterne Image- und Vertrauensverluste wieder wettzumachen, Integrationskraft überzeugend unter Beweis zu stellen. „Zu 50 Prozent“ gar sei die Position des Vorsitzenden erschüttert, meint ein führender Christdemokrat und schiebt nach den Erfahrungen der vergangenen Monate nach: „Die Geduld wird geringer.“

Auch nach dem Schlussstrich unter Wadephuls Streit mit seiner Lauenburger Partei„freundin“ Maria Meyer zu Natrup um angeblich gefälschte Arbeitspapiere stehen Fragen nach seiner Führungs- und Integrationsfähigkeit im Raum. Ob darüber auf der Landesvertreterversammlung morgen in Meldorf (Kreis Dithmarschen) – hier stellt die CDU die Landesliste für die Bundestagswahl auf – diskutiert wird, ist offen. In der offiziellen Tagesordnung ist eine Aussprache nicht vorgesehen.

Dass der „Hoffnungsträger“ Wadephul, der die Nord-CDU nach dem Desaster um die einstigen Spitzenleute Peter Kurt Würzbach und Volker Rühe wieder in die Offensive brachte, in Partei und Fraktion auch Gegner hat, ist nicht neu. Und dass ihm manche Rivalen mit eigenen Ambitionen Steine in den Weg rollen, ist ebenso bekannt.

Der Parteichef selbst sieht sich nach den jüngsten Querelen weitgehend „über den Berg“, doch was sich in den vergangenen Wochen und Monaten im Geflecht der verschiedensten persönlichen Interessen hinter den Kulissen der Nord-CDU abgespielt hat, liegt selbst alten Christdemokraten schwer im Magen. Von schlimmen Gerüchten ist die Rede, „abgrundtiefe Egoismen“ hätten sich bei einigen aufgetan, heißt es.

Eine besondere Rolle als Vermittler in der jüngsten CDU-Führungskrise spielte der Bundestagsabgeordnete Dietrich Austermann. Er wollte einst selbst Landesvorsitzender werden und erhöhte nun als Krisenmanager sein Gewicht in der Landespartei wieder deutlich. Auf die Frage, ob die Nord-Union nicht doch einen anderen Vorsitzenden brauche, antwortet er mit einem klaren „Nein“. Schließlich sei Wadephuls Sacharbeit von allen anerkannt worden. Für den Fall der Fälle gilt Austermann – der 59-Jährige sitzt seit 19 Jahren im Bundestag – manchen als geeignete „Übergangslösung“. Er selbst sieht sich aber in Berlin völlig ausgelastet und dürfte an diesem Sonnabend eindeutig zur Nr. 1 auf der CDU-Landesliste für die Bundestagswahl gewählt werden. WolfgangSchmidt