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: Der Rauswurf bei den Löwen eröffnet Werner L. ganz neue Perspektiven

Ja, so ist dieser Job

Neun Jahre sind einfach eine allzu lange Zeit, als dass nicht hier und jetzt noch ein paar letzte Worte zu verlieren wären über Werner L. aus M., schon weil zumindest sein Ende wirklich bemerkenswert war und man sich daran erinnern wird für immer und ewig. Wie Karl-Heinz Wildmoser, der Präsident, zu seinem Freund gesagt hat: „Werner, das funktioniert nicht mehr.“ Und wie Werner, unter der Last der Jahre längst ergraut, zunächst geschluckt hat und dann geantwortet mit kratziger Stimme: „Ja, so ist leider unser Job.“

Das ist großes Kino – und am Ende hätte nur noch gefehlt, dass Lorant, dieser beinharte Kerl, sich aufgeschwungen hätte aufs Pferd und hinausgeritten wäre in die Glutröte des Sonnenuntergangs. Wenigstens dieses eine Mal wäre er der Gute gewesen, der wenn auch tragische Held der Geschichte – und nicht wie sonst zumeist der verschrobene Kauz der bayerischen Abart von „Dick und Doof“.

Prinzipiell falsch ist es ja auch nicht, was Lorant gesagt hat zum eigenen Abschied aus München. Wie erwähnt: Neun Jahre sind eine lange Zeit, da schleift manches sich ab, gerade bei Schleifertypen wie Lorant einer war. Und wie es prinzipiell weitergehen wird mit dem wilden Werner und auch dem TSV 1860 München, lässt sich mit Gewissheit kaum vorhersagen, wahrscheinlich werden beide an der Trennung zu knabbern haben, zumindest lassen sich für diese Ahnung durchaus beängstigende Belege finden: Werder Bremen zum Beispiel verschliss nach 14-jähriger Regentschaft Otto Rehhagels (unter anderem gekrönt mit zwei Meistertiteln und einem Europapokal) nicht nur Trainer um Trainer (namentlich Aad de Moos, Dörner, Sidka und Magath), sondern war auch kaum mehr je so richtig erfolgreich; der nach all der Ottokratie längst zur Selbstherrlichkeit neigende Rehhagel wiederum wurde gleich zwei Mal in Folge (Bayern München und Kaiserslautern) nach nur kurzer Amtszeit wieder gefeuert. Winfried Schäfer und dem Karlsruher SC erging es nach zwölfjährigem Miteinander gar noch schlimmer: Bis in die Regionalliga stiegen die Badener nach der Trennung ab, wie Rehhagel wurde auch Schäfer nach Kurzepisoden zwei Mal entlassen (ohne dabei deutscher Meister geworden zu sein).

Andererseits liegt just diesen Beispielen auch Tröstendes zu Grunde. Schließlich haben es sowohl Rehhagel als auch Schäfer mittlerweile zu Nationaltrainern gebracht, in Griechenland und Kamerun nämlich. Ein Amt, das ganz bestimmt auch Werner Lorants Fähigkeiten entspricht. Ja, so ist dieser Job. Leider!

FRANK KETTERER