Anschläge in Belfast

Zwei Kinder werden bei einer Bombenexplosion verletzt – vermutlich von militanten Protestanten. Straßenschlachten gehören zum Alltag

DUBLIN taz ■ Sie fühle sich nirgendwo mehr sicher, sagte die elfjährige Nadine Quigley gestern. Sonntagabend war vor ihrer Tür im Norden der nordirischen Haupstadt Belfast eine Bombe explodiert. Nadine wurde im Schockzustand ins Krankenhaus eingeliefert, ein achtjähriges Nachbarmädchen erlitt Schrapnellwunden am Rücken.

Verantwortlich für den Anschlag war vermutlich die protestantische Ulster Defence Association (UDA). Deren Waffenstillstand wird von der britischen Regierung nicht mehr anerkannt, nachdem die Organisation Ende September den Journalisten Martin O’Hagan in Lurgan bei Belfast erschossen hat.

Die Straßenschlachten an der Grenze zwischen dem katholischen Newington-Viertel und der protestantischen Tigers Bay gehören längst zum Alltag. Regelmäßig überfallen protestantische Jugendliche das katholische Nachbarviertel mit Steinen, Flaschen und Molotowcocktails. Am Sonntag begannen die Auseinandersetzungen bereits am Nachmittag und dauerten bis in die frühen Morgenstunden. Der Polizei in Kampfausrüstung gelang es nicht, die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Der britische Nordirlandminister John Reid bezeichnete die Bombenwerfer als „Abschaum“. Er fügte hinzu, jetzt wäre für die Irisch-Republikanische Armee (IRA) ein guter Zeitpunkt zur Abrüstung. Doch die täglichen Attacken auf katholische Wohngegenden machen es der IRA-Führung schwer, ihren Mitgliedern eine Waffenabgabe schmackhaft zu machen.

Deren Zustimmung ist allerdings nicht notwendig: 1999 setzte die IRA-Führung einen Antrag durch, der ihr die Entscheidung über Abrüstung überlässt. Bis dahin musste dies von einer Armeekonvention abgesegnet werden. Es gibt jedoch Hinweise, dass die IRA jetzt einen Teil ihrer Waffen unbrauchbar machen wird. RALF SOTSCHECK