Mit der Bevölkerungsstatistik auf Du: Handverlesene Bremerhavener
■ Bremen verliert Einwohner und liegt beim Job-Zuwachs unterm Schnitt
Bremerhavener sind ein sperriges Gut. Die Stadt hat im Jahre 2000 die Einwohnermelde-Software „Meso 96“ gekauft und musste feststellen: Damit lassen sich Bremerhavener nicht zählen. Um herauszufinden, ob die Einwohnerzahl im Jahre 2000 wie in den Jahren zuvor um rund 2.000 geschrumpft ist, muss deswegen per Hand ausgezählt werden: Anmeldungen, Abmeldungen, Geburten, Sterbefälle. Aus anderen Kommunen sind solche Probleme nicht bekannt geworden, Bremerhavener sind scheinbar ein statistisches Gut besonderer Klasse.
Die Hand-Auszählungen für das Jahr 2000 sind nunmehr abgeschlossen, Ergebnis: Die Bevölkerungszahl schrumpfte geringer, genau um 1.344. Das sind umgerechnet etwas mehr als ein Prozent der 120.000 Einwohner. „Ob wir schon von einer Trendwende sprechen können, wird sich erst zeigen, wenn die Zahlen für 2001 vorliegen“, sagt der zuständige Dezernent Horst Radtke, „doch das kann dauern, denn vorerst muss weiterhin mit Strichlisten ausgezählt werden.“ Da es auf dem Markt kein Computerprogramm zu geben scheint, das in der Lage ist, Bremerhavener zu zählen, sitzt derzeit die Bremerhavener Gesellschaft für Informations-Technik (bit) daran, eine neue Software zu programmieren.
Im Land Bremen hat die Bevölkerungszahl im Jahr 2000 – von Januar bis November – um genau 2.068 auf 660.697 abgenommen, also um 0,3 Prozent. In Deutschland insgesamt ist im Jahr 2000 die Bevölkerungszahl um 0,1 Prozent gestiegen. Im Jahre 1999 waren es noch 0,2 Prozent gewesen. Der schwächere Zuwachs liegt nach Auskunft des Bundesamtes für Statistik in Wiesbaden daran, dass die Zahl der „Zuwanderer“ abgenommen hat.
Seit 1973 liegt die Zahl der Sterbefälle in Deutschland über der der Geburten. Wenn man nur die „alten“ Bundesländer betrachtet, ergibt sich für das Jahr 2000 ein Bevölkerungswachstum von 0,3 Prozent im Schnitt; das Saarland und Bremen trugen zu diesem Bevölkerungswachstum nicht bei – in den beiden Sanierungsländern nahm die Bevölkerungszahl ab.
Unter dem Durchschnitt der westdeutschen Länder lag Bremen auch beim Zuwachs der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten: Hamburg und Bayern verzeichneten auf ihrem hohen Ausgangsniveau noch einmal einen Zuwachs um 2,5 Prozent. Bremen kommt mit 1,2 Prozent auf Platz 10 hinter den anderen neun westlichen Ländern und fällt von seinem ohnehin niedrigen Ausgangsniveau im Vergleich weiter zurück. Nur wenn man die neuen Bundesländer mit ihren negativen Veränderungsraten hinzurechnet, liegt Bremen im Bundestrend, hat das „Institut Arbeit und Jugend“ ausgerechnet. Wenn man die Wachstumsrate bei den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen betrachtet, ergibt sich fast das gleiche Bild: Bremen liegt nur auf Platz 9 der Länderliste.
Überdurchschnittlich hoch ist in Bremen dagegen die Quote der Teilzeitbeschäftigten: Der Stadtstaat liegt auf Platz drei unter den Bundesländern. Aufgrund der veränderten Gesetzgebung des Bundes sind die Zahlen der gemeldeten geringfügig Entlohnten deutlich angestiegen. Bundesweit gehen insgesamt 4,1 Millionen Menschen einem Job für höchstens 630 Mark nach. In Bremen war die Zahl von Mitte 1999 auf Mitte 2000 um 9,7 Prozent auf 39.676 gestiegen.
K.W.
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