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Musikparlament im Maschinenpark

In der SFB-Klang-Galerie summt Jeremy Clarkes Computer-Orchester das Lied der Moderne, während Valeri Scherstjanoi seine Laut-Poesie dagenstemmt

„Parlament mit Maschinen“ in der SFB-Klang-Galerie im Haus des Rundfunks, Masurenallee 8–14, 20 Uhr

Die Kulturpessimisten jammern: Dieses Handy-Gepiepse. Und dann noch Beethoven. Als ob der sein schicksalsträchtiges Intro zur Fünften ausgerechnet für die kleinen Plastikdinger komponiert hätte. Da möchte man doch den Bocksgesang vom Untergang des Abendlandes anstimmen. Dabei geht es durchaus darum: Was klingt in welcher Zeit richtig? Früher feuerte man mal Kanonen zum orchestralen Spaß ab, und heute könnte man sich das schon vorstellen, so ein Handy-Oratorium, geschickt eingerichtet im Bus. Oder gut gestaffelte Scanner-Kassen im Supermarkt. Der Sound der Presslufthämmer beim fröhlichen Straßenaufreißen. Alles Musik. Das hätte auch gut in den Ohren von Luigi Russolo, dem italienischen Futuristen, gedröhnt, der mit seinem selbst konstruierten Maschinenpark der Moderne den richtigen Rhythmus geben wollte. Und wie war das noch bei der russischen Revolutionsmusik mit den orchestrierten Fabriksirenen? Was ja eine wehmütige Erinnerung ist. Denn Fabriken sind aus der Mode geraten. Die Jetztzeit kommuniziert via Computer. Muss man also auch die Musik mitmachen. Für sein „Parlament der Maschinen“ hat Jeremy Clarke 33 Atari-Rechner zum üppig besetzten Esemble arrangiert, und dazu deklamiert der Lautpoet Valeri Scherstjanoi mit Magafon und Mikrofon ein lautgewaltiges Wort- und Silbenspiel.

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