kellers randspur: Sonntag
Spaßgesellschaft
„Sitcom“
In manchen ihrer Rollen tendiert die Schauspielerin Sally Field zur Nervensäge, aber in einem hat sie Recht: Die besten Komödienautoren, so war sie sich neulich mit Talkmaster Jay Leno einig, sind heuer nicht beim Film, sondern mit dem Abfassen von Sitcoms beschäftigt, nachdem der feinsinnigere Humor bei Kinoproduzenten kaum noch gefragt ist. Der Franzose François Ozon bezieht sich im Titel auf die hohe Kunst der Situationskomödie und liefert das Porträt einer sehr bizarren Sippe, der keine Ab- und Unart fremd zu sein scheint. Aber wo einige US-amerikanische Sitcoms ihren Reiz aus der Notwendigkeit zur Andeutung beziehen, geht Ozon ein ums andere Mal in die Vollen. Und das ist nicht automatisch witzig.
(0.00 Uhr, N3)
Doppelleben
„Der Gentleman Killer“
Wie so viele Kollegen zu Zeiten der Hollywoodstudios, sammelte Fred Zinnemann erste Meriten in den Kurz- und B-Filmabteilungen. Auch „Kid Glove Killer“, sein 1942 produziertes Langfilmdebüt, entstand mit kleinem Budget, fand aber einige Aufmerksamkeit bei der Kritik. Nach einem Skript von Allen Rivkin und John Higgins schildert Zinnemann die Machenschaften eines Anwalts, der öffentlich das organisierte Verbrechen verteufelt, insgeheim aber mit ihm im Bunde steht. Die Aufklärung der von ihm veranlassten und begangenen Verbrechen verdankt sich nicht zuletzt den damals sehr modernen, von Zinnemann wirkungsstark ins Bild gesetzten wissenschaftlichen Ermittlungsmethoden. (0.30 Uhr, WDR)
Schwarzmarkt
„Ausgetrickst“
„A Piece of the Action“, so der Originaltitel, war die dritte Zusammenarbeit von Bill Cosby und Sidney Poitier, der zugleich als Regisseur fungierte. Im Film sind beide unabhängig voneinander als Diebe unterwegs und berauben jeweils weitaus größere Gangster. Der Polizist James Earl Jones entlarvt sie als Täter, setzt sie aber nicht fest, sondern erpresst sie anonym zu gemeinnütziger Arbeit in den Slums. Der Plot verdichtet sich, als ihm die beiden Gauner auf die Schliche kommen und der bestohlene Mafioso Poitiers Freundin kidnappt . . . Bei allen dramatischen Verwicklungen bleibt der Grundton meist heiter. Die beschwingte Filmmusik stammt von Curtis Mayfield.
(1.40 Uhr, Kabel 1)
Nachtblende
„Der Tiger von New York“
Nochmals ein Billigprodukt, aber von besonderer Güte: Stanley Kubrick, ehedem Fotograf der Zeitschrift Look, schrieb, produzierte, fotografierte und inszenierte diesen gerade mal 65-minütigen Boxerfilm 1955 im Alter von 27 Jahren. Er schickt einen jungen Boxer durch die düsteren Ecken New Yorks, denn die Liebe des Knaben zu einem Taxigirl bringt ihn mit einem üblen Dunkelmann in Konflikt.
(1.40 Uhr, WDR)
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