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„Das ist dürftig“

■ Krista Sager im taz-Interview: Nicht noch einmal GAL-Spitzenkandidatin

taz: Wie bewerten Sie die Misstrauenserklärung an den Landesvorstand und dessen Rücktritt, Frau Sager?

Krista Sager: Ich persönlich finde diese Entscheidung der Mitglieder sehr schade. Und ich finde es einigermaßen erstaunlich, dass die Antragsteller keine politische und personelle Alternative angeboten haben. Das ist alles andere als konstruktiv.

Aber ist es nicht verständlich oder auch notwendig, dass eine Partei Schuldige für die Wahlniederlage sucht?

Ja, das ist eine berechtigte Stimmungslage und eine nachvollziehbare Reaktion. Ich habe aber die Bereitschaft der Wortführer dieser Stimmung vermisst, Alternativen anzubieten. Wo soll es hingehen, und mit wem? Es wurde aber nur gesagt, mit wem nicht. Das ist recht dürftig.

Ist die GAL jetzt bis zur Neuwahl eines Vorstandes handlungsunfähig?

Das können wir uns gar nicht leisten. Wir müssen uns jetzt sehr schnell aufstellen für die Arbeit in der Opposition in der Hamburger Bürgerschaft und für den Bundestagswahlkampf. Das sollte eigentlich Vorrang haben. Aber es ist richtig, dass da jetzt unwiederbringliche Zeit verloren geht.

Die GAL wird auch ihre Strukturen neu ordnen müssen. Ein „strategisches Zentrum“ wurde mehrfach gefordert. Wie könnte das aussehen?

Erste Ansätze dazu gibt es bereits. Wir haben gerade eine neue Form der Zusammenarbeit verabredet in einem regelmäßig tagenden Gremium aus Fraktionsvorstand und Parteiführung mit klaren Verantwortlichkeiten. Das können wir nun erst mal nicht realisieren, da einer der Partner plötzlich weg ist.

Gibt es die Option, Partei- und Fraktionsvorsitz in eine Hand zu legen? Zum Beispiel in Ihre?

Nein, das halte ich für keine gute Idee. Ich glaube auch nicht, dass die Partei eine solche Machtkonzentration bei einer Person will und akzeptiert. Ich selbst kandidiere am Montag für den Fraktionsvorsitz in der Bürgerschaft, für mehr nicht.

Und ich will auch nicht bei der nächsten Bürgerschaftswahl in vier Jahren erneut Spitzenkandidatin werden. Da müssen dann andere ran. Interview: smv

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