: Flottenlos flotte Musik
■ Heute in Syke: Arto Tuncboyaciyan mit seiner Armenian Navy Band
Arto Tuncboyaciyan ist nicht nur ein virtuoser Perkussionist, er ist hin und wieder auch ein Schelm. So werden geographisch Eingeweihte bei den Stichworten Armenien und Navy ins Stirnrunzeln kommen, ist doch die (ehemalige Sowjet-) Republik Armenien ein reines Binnenland, verfügt also über gar keine Flotte.
Der irreführende Bandname ist Programm, denn die Truppe wartet auch musikalisch mit unerwarteten Klängen auf. So trifft unter anderem armenische, d.h. christliche Kirchenmusik auf muslimische Sufi-Traditionen, verschmelzen ostanatolische Volksmelodien mit Funk- und Jazzelementen, orientalische Tänze mit balkanischen Bläserlinien. Und wer vermutet, dass der Perkussionist nun sein Instrumentarium in den Mittelpunkt rückt, wo er bisher doch vor allem als Sideman in Erscheinung getreten ist, sieht sich ebenfalls getäuscht. Überraschung! Es sind vor allem die Gesangspartien, die im Zentrum vieler Stücke stehen.
Und es werden ausgefallene Gesangstechniken präsentiert, so ein an zentralafrikanische Traditionen erinnernder Gesang, bei dem die Stimme bisweilen wie eine Flöte klingt. Tuncboyaciyan, der bereits als Elfjähriger – noch in der Türkei – mit seinem Bruder in einer Band auftrat, die populäre und traditionelle anatolische Melodien aufführte, will mit seiner Musik einen Beitrag zur Aktualisierung armenischer Traditionen leisten: traditionelle Klänge im Sound moderner musikalischer Strömungen.
1981 verließ er die Türkei und ging nach New York, wo er als Begleiter so unterschiedlicher Musiker wie Al di Meola, Arthur Blythe, Don Cherry, Nana Vasconcelos oder Joe Zawinul, um nur einige zu nennen, bekannt wurde. In den letzten Jahren hat er sich zunehmend den Traditionen seiner armenischen Herkunft zugewandt, spielte auch mit Landsmann Ara Dinkjian in der Gruppe Nigt Ark und gründete vor drei Jahren in Jerewan, der armenischen Hauptstadt, die Armenian Navy Band. Die rührige Syker Kulturinitiative JFK (Jazz-Folk-Klassik) hat die ausgefallene, etwa zwölfköpfige Truppe nun nach Syke eingeladen. Der Weg dorthin lohnt bestimmt. Arnaud
Heute Abend um 20 Uhr in der Kreissparkasse Syke
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