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Bis zum Schoßhund mit Maulkorb

Das Stadtmuseum zeigt eine Ausstellung über die Kulturgeschichte des Hundes von der Eiszeit bis heute

„Am Anfang war der Wolf“, heißt es auf einer Tafel, und dann geht es weiter mit Wolfszähmungen in eiszeitlichen Jägerlagern. Das Stadtmuseum will es gründlich machen – in der Ausstellung „Wölfe, Opferhunde, Karrenköter“, die heute eröffnet wird. Schließlich soll das Berliner Hundeleben von der Eiszeit bis heute gezeigt werden.

Deshalb hat man eine Hütte mit Fellen behängt und davor ein Jägerkind nebst Wolfsjungem platziert. Die Eiszeit zeigt wenig Berlin-Bezug, und auch im Mittelalter will sich kein eigentliches Berliner Hundeleben einstellen. Dafür gibt es eine Abteilung „Hunde und ihre zubereiteten Organe zur Behandlung von Krankheiten“. Dort finden sich dann Rezepte mittelalterlicher Ärzte der Art: „Wo man ein Löffel voll trinkt von dem Hundesblut, so ist es vor das Giefft und böse Seuchen gut.“ Daneben trägt ein Mann einen Hund auf den Schultern – die Strafe für Adelige, die dem Kaiser die Treue gebrochen hatten. Das ist interessant, genauso wie die Information, dass Kanzler Bismarck als erster Deutsche Doggen gezüchtet hat. Zu sehen sind auch Absonderlichkeiten der Porzellanindustrie, Pfeifen in Windhundgestalt und Pastetenformen, die als Mops daherkommen. Aber wo bleibt Berlin, wo sein Hund? Bis ins 19. Jahrhundert haben Arbeitshunde Karren und Schlitten gezogen, wohl auch in der Hauptstadt, aber über die Schicksale der Berliner Karrenköter ist nichts zu lesen. Immerhin findet sich eine Urkunde des ersten Berliner Hundevereins „Hektor“, der 1876 mit Hundeausstellungen begonnen hat.

Wenig später kamen die Hunde auch zum Wehrdienst. Mit über 6.000 Wach-, Melde- und Sanitätshunden war Deutschland größte Hundemacht. Im zweiten Weltkrieg beförderten die Tiere Munition und sprangen Fallschirm.

Die Vorstellung vom „besten Freund des Menschen“ verändert sich nach dem Krieg schnell. Vom Meldehund wird er zum Rettungs-, Begleit- und Therapiehund. Man sieht Hunde auf Leitern, neben Feuerwehrmännern, und glaubt, sich an ähnliche Bilder erinnern zu können.

Die Kampfhundecke hält sich dafür knapper, wenn auch versöhnlich. Neben mahnenden Worten zur Verantwortung des Hundehalters hängt ein Familienfoto: Idylle mit Kampfhunden links und rechts.

F. GRÄFF

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