: augenzeugen berichten aus kabul: eine stadt zwischen neuem leben und alter furcht vor der zukunft
Dies, so berichten Augenzeugen, ist das eine Gesicht Kabuls: TV-Satellitenempfänger sind heiß begehrte Mangelware in der afghanischen Hauptstadt. Kaum stehen Kosmetika und hochhackige Schuhe in den Regalen, sind sie schon weggekauft. DVDs, Videokassetten und Gameboys werden den Verkäufern aus den
Händen gerissen. Ständer, in denen bis vor ein paar Tagen Kassetten mit Koran-Lehrgängen lagen, sind jetzt gefüllt mit CDs exilafghanischer Sängerinnen und indischer Schlagerstars in Covern mit Bikinimädchen. Blitzschnell war die unter den Taliban verbotene heiße Ware in der Stadt. Und der Nachschub rollt.
Das ist die andere Seite von Kabul: Jeder kennt irgendjemand, so berichten Reporter, dessen Haus, Wohnung oder Geschäft von den einrückenden Truppen der Nordallianz geplündert wurde. Nicht wenige Taliban, die zu fliehen versäumten, wurden gelyncht, gesteinigt, oder geschlagen und in Verliese gesperrt
(Foto rechts). Und fast alle befragten Einwohner fordern dringlich die Stationierung UN-geführter Friedenstruppen: Sie fürchten eine Neuauflage des brutalen Bruderkriegs, der die Hauptstadt schon zwischen 1993 und 1996 verwüstet hat. FOTOS: AP, REUTERSQUELLEN: „NEW YORK TIMES“, BBC
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