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nomadisierende verkaufsräume: abenteuerliche locations für den verbraucher von morgen – das messedesignjahrbuch 2001

Produkte sind nicht mehr alles. Im Zuge der 90er-Jahre haben sich Messen zu Begegnungs- und Erlebnisräumen entwickelt. Damit verändern sich auch die Messeeinrichtungen: Sie werden zunehmend von den Leitfiguren der Architektur und des Designs gestaltet, nicht mehr von den Firmen selbst.„Dadurch, dass ein Messeauftritt meist nur eine Lebensdauer von maximal 14 Tagen hat, werden die Entwerfer mutig zu experimentieren – es entstehen dabei Spielräume“, erklärt die Autorin Katrin Schulte, gelernte Innenarchitektin und Gastprofessorin am Institut für Industrial Design der Universität Hannover.Das von Katrin Schulte herausgegebene „Messedesignjahrbuch 2001“ (avedition GmbH, Ludwigsburg 2001, 272 Seiten, 118 DM) zeigt neben Erlebnisständen nach Art der Hannoveraner Weltausstellung Expo 2000 eine ganze Reihe bunter Zeichen, Wegweiser und farbüberzogener Dekorationselemente, bis hin zur „skulpturalen Großform“ im Design von DaimlerChrysler.Dazu kommen noch demontable, leichte Messebausysteme, die sich ebenso gut multifunktional zur Büroeinrichtung umbauen und transformieren lassen (siehe auch unsere Abbildung). Darin äußert sich eine neue Art des Recyclings, die sich auch in dem Messedesign integrierten Werbeslogans vom „nomadic tent“ oder Schlagwörtern wie „spontaneous“ widerspiegelt.Im Bereich der „Corporate Architecture“ wird dieses Nomadentum wörtlich genommen: Das Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen ließ zuletzt auf 10.000 Quadratmetern seine Firma als „lebensgroßes“ Modell eins zu eins aufbauen.Interessant sind auch die Präsentationen, die ortsspezifisch konzipiert wurden. Erstaunlich flexibel reagieren Unternehmen in alten Fabrikgebäuden oder dunklen Lager- und Kellerräumen auf die Umgebung: So hat die Firma Licht + Raum AG für eine Verkaufsschau in Langenthal Designerlampen kunstvoll als Installation zwischen rohen Holzpaletten bis zur Decke gestapelt. In Abkehr von den vorgefertigten Messebauhallen dient das vorgefundene Ambiente nun als Sockel für ein zeitgemäßes Product-Placement.Das ist neu.BETTINA ALLAMODA

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