: Auf der Suche nach dem Profil
■ Die profile-Ausstellung war ein großer bunter Teller
„Diese profile hat sich nicht profiliert“ hatte jemand in den Rechner getippt, von dem aus zahllose Sprüche kreuz und quer übereinander an die Wand gebeamt wurden. Für die Ausstellung stimmte das. Ein Profil suchte man vergebens – nicht einmal das Basiskriterium – Schnitt-stellen von Kunst und Medien – wurde durchgehend angelegt. So fanden sich an den geschickt als Raumteiler eingesetzten Bauzaun-Elementen Gemälde oder belanglose Fotoserien, zum Beispiel zum Thema Protest: Von der Globalisierung bis zum Afghanistan-Krieg fehlte in der Reihe keines der aktuellen Modethemen und erinnern die Fotografien frappierend an Urlaubsfotos von der letzten Städtereise.
Ein wenig verloren nahmen sich zwischen der geronnenen studentischen Kreativität auch die wenigen kommerziellen Stände aus, dezimiert durch die Folgen des 11. September. „Die Firmen halten die Taschen zu“, klagt einer der studentischen Organisatoren. Dabei kann man zielgruppenspezifischer kaum werben: Ströme junger Medienschaffender von morgen, Durchschnittsalter unter 30, ergossen sich in den Pausen die Rolltreppen hinunter – und wieder zurück. Die große Mehrheit war offensichtlich wegen der Vorträge gekommen: Wann hat man schon mal die Gelegenheit, die Branchenelite so komprimiert an einem Ort zu hören?
Entspannung bot zwischendurch die „Gallery“. Im hintersten Winkel der Ausstellung wurde auf unterhaltsame Weise das Motto der vierten „profile“ deutlich: motion (e)motion emotion. Da gab es blinkende Plexiglaskugeln, die auf verschieden hoch gesungene Töne durch die Gegend zu kugeln beginnen. Oder die PainStation: Vom Prinzip aufgebaut wie das erste Videospiel „Pong“, eine Art Bildschirm-Pingpong - nur dass die PainStation Fehler der Spieler gnadenlos bestraft, mit Verbrennungen, Stromschlägen oder einer kleinen Handrücken-Peitsche. Die Maschinen lockten tatsächlich manche Emotion zwischen kindlicher Freude und tiefer Urangst hervor. Wer es ruhiger mochte, konnte die „profile“ auch einfach an sich vorbeiziehen lassen: in der Chillout-Zone im Goa-Style, mit Plastikpalmen und echtem Sand, und Trance-Musik. Jan Kahlcke
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