: Ja ja, das Genom
■ Frank Schirrmacher spricht heute im Rahmen der Bremer „Treviranus Lectures“
„Die biotechnische Revolution und die Gesellschaft“ heißt das Thema des Vortrags von Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der FAZ, der unter dem Eindruck des „entzifferten Menschen“ heute um 20 Uhr in der Stadtwaage eigene Standpunkte darlegen wird. Schon in verschiedenen Kontexten, vor allem im Zuge der Verwissenschaftlichung der eigenen Feuilletonseiten, hat sich Schirrmacher zum Themenkomplex Humanität und Genetik geäußert. Dabei sind von ihm in der Vergangenheit häufig euphorische Töne angeschlagen worden. Beispielsweise verglich er die Forschung zur Entschlüsselung des Genoms als wissenschaftlich-historisches Projekt mit der Mondlandung,– „nur dass es ungleich schwerer als sinnnliches Erlebnis zu vermitteln sei.“
Diesmal äußert sich Schirrmacher im Rahmen der seit 1996 stattfindenen Treviranus Lectures. Sie werden unter anderem von der Wittheit zu Bremen und dem Förderkreis Humangenetik ausgerichtet und vom Bremer manolt Verlag in einer Reihe „Biologie als Technologie“ verlegt. Dirk Hemjeoltmans, der den manolt Verlag seit über fünfzehn Jahren in edlem, bilbiophilen Fahrwasser hält, hat den Namen Treviranus gewählt. Das ist ein Bremer Arzt gewesen (der zwischen 1776 und 1837 gelebt hat), und als Naturforscher den Begriff „Biologie“ für die „Wissenschaft vom Leben“ einführte.
Die Biologie mit angrenzenden Wissenschaften zu vernetzen, ist eines der Anliegen der Reihe. So wurden unter anderem der Naturphilosoph Gernot Böhme zum Thema „ethikrelevantes Wissen in der Natur“ und Gerd Winter mit Zusammenhängen über „Umwelt, Ressource, Biosphäre“ veröffentlicht.
Eine Kommunikation mit den Vertretern der angrenzenden Wissenschaften ist für die Biologie im Augenblick sicher angebracht. Selbst wenn es möglich wäre, das entschlüsselte Genom so anschaulich zu betrachten wie die Mondlandung, würde die Gesellschaft sicher nicht ungetrübt mit sinnlichem Staunen und Begeisterung reagieren. Es bleiben Fragen offen, zu denen es keine einfachen Antworten gibt. Anne Otto
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