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When we were Queens

■ Zwischen Nähe und Distanz, Zuneigung und Streit: Johanna Knorrs Tanztheaterstück „Schwestern“ auf Kampnagel

Jeden Freitagabend tanzten wir zusammen, meine älteste Schwes-ter und ich. Während die Hitparade im Radio lief, hüpften wir ausgelassen in der Küche herum. Egal, ob Tom Jones oder T Rex auf Platz eins brüllten, wir ließen wild die Hüften kreisen. Die restliche Familie saß im Wohnzimmer vor der Glotze. Wir waren die Queens.

Wenn Schwestern zusammen tanzen, kann das auch professioneller aussehen – und weniger harmonisch. Wie bei Johanna Knorrs Tanztheaterstück Schwestern, das an diesem Wochenende auf Kampnagel gastiert. Vier Schwesternpaare, die in Knorrs Frankfurter Studio kreativen Tanzunterrricht nahmen, regten die Choreografin zu ihrem dritten Stück an, das sie mit Kindern und Jugendlichen auf die Bühne bringt.

Es geht um die schwierige Zeit der Pubertät. Ein Schulball lässt zwei Welten aufeinander prallen: Gerade hat man noch miteinander gespielt, da brezelt sich die ältere Schwester plötzlich auf und steht stundenlang verzweifelt vor dem Spiegel, weil sie sich viel zu dick und zu hässlich findet. Die Jüngere dagegen albert herum und fühlt sich noch im Fliegenpilz-Kostüm wohl. Zwischen Nähe und Distanz, Zuneigung und Streit bewegen sich die Spiel- und Tanzszenen. Sie wirken besonders authentisch, weil beim Jungen Ensemble vier echte Schwesternpaare im Alter von 8 bis 15 Jahren mitspielen.

Die Aufführung sei „professionell“ und „erfrischend“ auch für Zuschauer jenseits der Pubertät, lobte die FAZ die Uraufführung in Frankfurt. Knorrs Erfolgsgeheimnis liegt wohl darin, dass sie „kindgerechte Themen“ mit putzigen kleinen Darstellern vermeidet. Knorrs erstes Kinder-Tanztheaterstück Picknick im Kohlfeld thematisierte Fremdenfeindlichkeit in Deutschland, ihr zweites Stück Fernweh – oder die Neue kam so gut an, dass es 1999 zum „Kids' Cafe Festival“ nach New York und zur Expo 2000 nach Hannover eingeladen wurde.

Irgendwann haben meine älteste Schwester und ich nicht mehr zusammen in der Küche getanzt. Ich fand sie affig, sie mich langweilig. Aber Schwestern bleiben ihr Leben lang Schwestern. Heute tanzen wir längst wieder zusammen. Und wir sind wieder die Queens.

Karin Liebe

 Sonnabend, 19 Uhr + Sonntag, 15 Uhr, Kampnagel, k1

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